Religionen
Zusammenarbeiten
Beim Podiumsgespräch „Ökologische Spiritualität und Klimakrise“ am serbisch-orthodoxen Bischofssitz in Wien wurden die Perspektiven der Religionen beleuchtet.
Zu Gast waren der lutherische Bischof Michael Chalupka, die Sprecherin der kirchlichen Umweltbeauftragten Österreichs, Hemma Opis-Pieber, der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej Cilerdzic, die Islamwissenschaftlerin Ursula Fatima Kowanda-Yassin und Gerhard Weißgrab, Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft. Alle Glaubensrichtungen müssen in der Umweltfrage zusammenarbeiten und sich auf die Zugehörigkeit des Menschen zur Schöpfung rückbesinnen, waren sich alle Vertreterinnen und Vertreter von Kirchen und Glaubensgemeinschaften einig.
Christentum. „Wir sind sehr auf den Menschen und sein Schicksal konzentriert, auf die Rettung des Menschen. Eine ökologische Spiritualität, die die ganze Natur umfasst, ist uns eigentlich fremd“, sagte Bischof Chalupka im Blick auf die eigene evangelische Theologie. Auch die römisch-katholische Kirche habe das Thema Schöpfungsverantwortung lange Zeit vergessen und erst in den 1970er- und 80er-Jahren wiederentdeckt, so Opis-Pieber. Sie habe in den Anfangsjahren ihres ökologischen Engagements noch oft zu hören bekommen, dass Schöpfungsverantwortung nicht zum Kerngeschäft der Kirche gehöre. „Aber es gibt kein anderes Kerngeschäft, als dort hinzuschauen, wo Not am Mann und an der Frau ist“, so Opis-Pieber.
„Die marktfundamentalistische Wirtschaftsordnung ist ein Verbrechen an Milliarden von Menschen“, so der serbisch-orthodoxe Bischof wörtlich. Voraussetzungen für jeden Umweltschutz seien Frieden und Gerechtigkeit, hielt der Bischof fest. Insofern ortete Cilerdzic im Kampf gegen den Klimawandel auch einen notwendigen „Einigungsprozess“: Die Kirchen und Religionsgemeinschaften seien aufgefordert, ihrer Aufgabe des gesellschaftlichen Brückenbaus nachzukommen.
Islam. Den Menschen sei ihre Verbindung mit der Schöpfung verloren gegangen, stellte die Islamwissenschaftlerin Kowanda-Yassin fest. „Wenn ein Teil der Schöpfung Schaden nimmt, wirkt sich das auf die gesamte Schöpfung aus“, sagte die Verfasserin des Buches „Öko-Dschihad. Der grüne Islam“. Die Wiederentdeckung, dass nicht nur der Koran, sondern auch die Schöpfung heilig sei, wäre ein großer Schritt, so Kowanda-Yassin. Zudem gehe es darum, den Glauben auch in Taten umzusetzen: „Sonst ist mein Glaube nur die Hälfte wert.“
Buddhismus. Eine eigene „ökologische Spiritualität“ könne es im Buddhismus nicht geben, da in der buddhistischen Weltsicht alles zusammengehöre, sagte Weißgrab, Präsident der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft: „Unser Weltverständnis ist das eines allumfassenden gegenseitigen Bedingens. Mein Handeln hat immer Folgen für alle anderen und rückwirkend für mich selbst.“ Als oberste Regel für Buddhisten gelte: Versuche, kein fühlendes Wesen zu töten oder zu verletzen. Das gelte für Tiere gleichermaßen wie für Menschen. Spiritualität ohne Ethik sei jedenfalls nicht möglich, so Weißgrab weiter, wobei es bei der Ethik nach buddhistischem Verständnis weniger um Gebote oder Verbote gehen dürfe als vielmehr um Einsicht.
Katharina Grager / Kathpress
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.