Wunderbar geborgen

- Links der deutsche evangelische Pfarrer Dietrich Bonhoeffer, rechts die bekannten Zeilen, die er kurz vor seinem Tod als Weihnachtsgruß an seine Verlobte schrieb und die heute über Ländergrenzen hinweg gesungen werden.
- Foto: Dietrich Bonhoeffer Portal
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Mann des Glaubens, Gegner des Regimes – Dietrich Bonhoeffer zahlte mit dem Leben, seine Worte leben weiter.
Häftling Bonhoeffer, mitkommen!“ Der deutsche Pfarrer Dietrich Bonhoeffer steht auf. Er weiß genug. Es ist Sonntag, der 8. April 1945. Er hat gerade einen Gottesdienst für seine Mitgefangenen im KZ Flossenbürg gehalten. Weil er sich gegen das Nazi-Regime gestellt hat, wird er nun mit seinem Leben bezahlen.
Glaube gegen Gleichschaltung
Dietrich Bonhoeffers unbeschwerte Kindheit beginnt 1906 in Breslau, im heutigen Westpolen, doch ab seinem sechsten Lebensjahr wächst er in den wohlhabenden Kreisen Berlins auf. Sein Vater ist ein angesehener Psychiater, Dietrich selbst entscheidet sich früh für das Studium der Theologie. Er ist erst 21 Jahre alt, als er seine Doktorarbeit schreibt. Zu jung für das Pfarramt, reist er zunächst nach Amerika. Dort promoviert er erneut. Aber die Situation in seiner Heimat lässt ihn nicht los und er kehrt zurück.
Als das NS-Regime seine Macht ausweitet, widmet sich Bonhoeffer verstärkt dem Widerstand dagegen. Aus diesem Grund schließt er sich der Bekennenden Kirche an, eine Widerstandsbewegung gegen die Gleichschaltung der Kirchen im Naziregime.
Im Jahr 1939 entscheidet er sich bewusst für das gefährliche Berlin, obwohl ihm die Möglichkeit geboten wird, wieder im sicheren Amerika zu leben. „Alles liegt jetzt in Gottes Hand“, schreibt er, als die Entscheidung gefallen ist.
Im Haus der adligen Ruth von Kleist-Retzow, die die Türen ihres Hauses für Seminaristen öffnet, lernt er ihre Enkelin Maria von Wedemeyer kennen. Anfang 1943 verloben sich beide. Im Frühjahr desselben Jahres wird Bonhoeffer verhaftet.
Bekannter Weihnachtsgruß
Kurz vor Weihnachten 1944 schreibt er im Gefängnis das Gedicht „Von guten Mächten treu und still umgeben“ für seine Verlobte Maria.
Verse voller Hoffnung und Zuversicht, aber auch Verse, in denen er über den „bitteren Kelch“ nachdenkt, der ihm gereicht werden könnte. Die Zeit ist gekommen, in der er diesen Kelch – mit den Worten aus demselben Lied – „ohne zu zittern aus Gottes guter, geliebter Hand“ annehmen wird.
Dass die insgesamt sieben Strophen später über die Grenzen Deutschlands hinweg gesungen werden würden, konnte er nicht ahnen; er hatte nicht einmal die Absicht, sie zu vertonen. Erst 1988 wurde Bonhoeffers Brief veröffentlicht. Angefangen mit dem Evangelischen Gesangbuch von 1993, enthalten seitdem die meisten Liederbücher das Lied.
Im Frühjahr 1945 wird Bonhoeffer aus dem Gefängnis geholt, wo er gerade seine Predigt beendet hat. „Das ist das Ende – für mich der Anfang des Lebens“, sind seine bekanntlich letzten Worte. Am nächsten Morgen wird er nackt zum Galgen geführt.
Maria Wilbrink
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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