Christen in der Mongolei
Wichtige Minderheit

Jurte in der Wüste Gobi. Die Mongolei wird zum ersten Mal von einem Papst besucht. | Foto: Wikipedia
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In der Mongolei gibt es mehr christliche Geschichte, als man meinen könnte.

Wenn Papst Franziskus von 31. August bis 4. September in die Mongolei reist, kommt er in ein Land, in dem die Christen nur eine verschwindende Minderheit darstellen. Doch das war nicht immer so, betont der Salzburger Ostkirchenexperte Dietmar Winkler. Über viele Jahrhunderte habe es auf dem Gebiet der heutigen Mongolei ein blühendes kirchliches Leben gegeben, von dem heute aber kaum noch jemand weiß.
Die „Kirche des Ostens“, die sich im Perserreich relativ losgelöst vom Rest der Christenheit entwickelte, entfaltete eine rege Missionstätigkeit. Mitte des 7. Jahrhunderts erreichten die ersten Missionare bereits China und gründeten dort christliche Gemeinden. Schon davor hatte die Kirche im Gebiet der heutigen Mongolei in einem gewissen Rahmen Fuß gefasst.
Diese „Kirche des Ostens“ habe eine Vielzahl von Völkern umfasst, darunter iranische, syrische, türkische, mongolische und chinesische. Verbunden gewesen seien diese verschiedenen christlichen Kulturen durch die gemeinsame syrische (aramäische) Liturgie. Der Katholikos in Bagdad war das spirituelle Oberhaupt einer geografisch riesigen Kirche. Für das 12. und 13. Jahrhundert könne man, so Winkler, für die Mongolei sagen: „Die Christen waren eine Minderheit, aber eine wichtige Minderheit.“
Inkulturationsprozesse führten dazu, dass die Mongolen der christlichen Religion Elemente alten Stammesglaubens hinzugefügt haben. Auf die Lebensumstände der nomadischen Bevölkerung musste ebenfalls Rücksicht genommen werden. Beispielsweise habe man als Messwein Stutenmilch verwendet, denn in der mongolischen Steppe gibt es keinen Weinanbau. Als Kirche habe ein Zelt gedient, das oft neben dem Zelt des Khans lag, „denn die Bischöfe hatten keinen festen Sitz, sondern zogen mit den Stämmen umher“, so Winkler: „Dazu passt dann auch, dass man für den Altar zuweilen einen Sattel oder eine geweihte Pferdedecke heranzog.“
Die Blütezeit des ostsyrischen Christentums in Zentralasien wurde im 14. Jahrhundert durch einen politischen Wechsel abrupt beendet. Als 1368 die (chinesische) Ming-Dynastie die mongolische Yuan-Dynastie ablöste, wurden sämtliche „Fremdreligionen“ ausgewiesen. Der Eroberer Timur Lenk (Tamerlan) ging „konfessionsübergreifend blutig in seinen Eroberungszügen vor und errichtete das Zentrum seines Reiches in Samarkand“. Das Christentum war danach aus Ost- und Zentralasien fast gänzlich verschwunden.
Heute ist die katholische Kirche in der Mongolei eine der kleinsten und jüngsten der Welt. Nicht einmal 1500 Menschen gehören ihr an. So gibt es auch keine Diözesen und keine landeseigene Bischofskonferenz – dafür aber seit 2022 einen Kardinal. Der Italiener Giorgio Marengo leitet die 2020 eingerichtete Apostolische Präfektur Ulan Bator, einen kirchlichen Verwaltungsbezirk, der die Vorstufe einer Diözese bildet. Von der mongolischen Hauptstadt aus betreut der 49-Jährige Marengo nach eigenen Angaben neun Pfarren mit 75 ausländischen Missionarinnen und Missionaren aus zwölf Ordensgemeinschaften. Unter den insgesamt 29 Priestern im Land sind nur zwei aus der Mongolei; der erste wurde 2016 geweiht.
quelle: kathpress

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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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