Stichwort: Rosenkranz
Meditation über die Botschaft Jesu

„Der Rosenkranz ist das Gebet, das mein Leben begleitet; das Gebet der Einfachen und der Heiligen; das Gebet meines Herzens.“ - Papst Franziskus auf Twitter | Foto: pexels
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Der Oktober gilt traditionell als „Rosenkranzmonat“. Diese Gebetsform führt tief in das Zentrum christlicher Spiritualität, meint Rainer Bucher.

An Jesus glauben heißt an das glauben, was er verkündet hat und wofür er stand und starb. Zentrale Inhalte dieser Botschaft sind der Vorrang der Armen vor den Reichen, der Person vor der Institution, der Liebe im Verhältnis von Gott und Mensch sowie der Menschen untereinander.
Es gibt außer Jesus nur einen Menschen in der Bibel, der für diese Botschaft ohne jeden Abstrich steht. Das ist Maria. Der Rosenkranz ist eine große und berührende Meditation über Jesus und seine Botschaft aus der Perspektive Marias.

Jungfrau Maria. An Maria kann man ablesen, was passiert, wenn sich ein Mensch auf Gott einlässt: Er wird stark. Aus einem kleinen jüdischen Mädchen wird die Mutter Gottes, aus einer ohnmächtigen Frau wird eine, die gepriesen wird von allen – so stark, dass die Bibel sagt: Maria blieb Jungfrau. Denn das heißt: autonom, nicht unterworfen dem Willen eines Mannes.

Plötzlich kehren sich die Verhältnisse um. Sonst entscheiden Männer über Frauen und sind Menschheitsfragen Männerfragen. Hier entscheidet aber eine Frau über einen Mann: Maria entscheidet über die Ankunft Jesu. Und hier sind Menschheitsfragen, ja die Menschheitsfrage: ob Gott einen Ort in der Geschichte der Menschheit bekommt, Fragen an eine Frau. Die katholische Kirche ist erst dabei, zu begreifen, was das für sie bedeutet.
Maria steht im Magnifikat für eine Menschheit, die gegen Zustände und Handlungen kämpft, mit denen die Menschheit sich selber zerstört. Zu diesen selbstzerstörerischen Zuständen gehört auch das Patriarchat. Es verstößt gegen die Botschaft Jesu. Es verstößt gegen seine Botschaft vom Primat der Armen vor den Reichen, denn es steht auf Seiten der Mächtigen. Es verstößt gegen Jesu Botschaft vom Primat der Person vor der Institution, denn es schafft Institutionen, die ungerechtfertigte und unbegründete Macht über einzelne Personen ausüben. Und es verstößt gegen Jesu Primat der Nächstenliebe, denn es wertet Frauen ohne Grund ab, wird ihren Hoffnungen und Sehnsüchten nicht gerecht und nimmt sie nicht als das wahr, was sie sind.

Schwester aller Leidenden. Unter dem Kreuz aber steht Maria als Mutter der Schmerzen. Kinder vor den Augen ihrer Mütter zu töten ist bis heute die ausgesuchteste Brutalität mörderischer Soldateska. Als Mutter der Schmerzen ist sie die Schwester aller Leidenden, verlässt sie niemanden, verehrt sie das Volk Gottes als eine der ihren. Maria steht, wie auch die vielen Frauen um Jesus, für das Volk Gottes insgesamt in seinem mühsamen, aber gesegneten Weg zu Gott. Als Mutter der Barmherzigkeit aber steht Maria für uns vor Gott. Denn nichts brauchen wir mehr als Gottes Barmherzigkeit.

Man kann nicht Maria lieben und die Welt mit Drohbotschaften überziehen. Man kann nicht Maria lieben und Frauen verachten. Man kann nicht Maria als Jungfrau verehren und die Botschaft des Heiligen Geistes vom unbedingten Primat der Liebe übergehen.

Maria, die Siegerin. Maria zu lieben heißt, die Menschen zu lieben. Maria taugt zur Liebe und Barmherzigkeit, zur Erinnerung an die kreative Wirkung der Demut und zur Erhöhung der Armen. Sie taugt nicht zur Ausgrenzung. Sie steht für die Menschheit in ihrer Armseligkeit, aber auch in ihrer Schönheit vor Gott.
Maria ist der exemplarische Mensch vor Gott. Sie ist es als Frau, als Jüdin, auch als Opfer einer immer wieder frauen-, also menschenverachtenden Christentumsgeschichte. Aber sie ist es auch als Siegerin. Denn sie glaubt an Jesus und seine Botschaft, und diese wird siegen. Für all das steht der Rosenkranz.

„Der Rosenkranz ist das Gebet, das mein Leben begleitet; das Gebet der Einfachen und der Heiligen; das Gebet meines Herzens.“ - Papst Franziskus auf Twitter | Foto: pexels
Prof. i. R. Dr. Rainer Bucher war von 2000 bis 2022 Vorstand des Instituts für Pastoraltheologie und Pastoralpsychologie an der Universität Graz. | Foto: Neuhold
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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