„Mariä Himmelfahrt“
Gottes schönste Erfindung

„Mariä Himmelfahrt“, damit wir eine Mutter im Himmel haben.
Seine Mutter.

Meine schönste Erfindung, sagt Gott, ist meine Mutter. Es hat mir eine Mutter gefehlt, und ich habe sie geschaffen. Jetzt bin ich in Wahrheit ein Mensch wie alle anderen Menschen.

Meine Mutter heißt Maria, sagt Gott. Sie ist schön, meine Mutter, so schön, dass ich mich bei ihr nie heimatlos gefühlt habe, als ich den Glanz des Himmels verließ. Ich weiß gar wohl, sagt Gott, was es heißt, von den Engeln getragen zu werden. Aber glaubt mir, das wiegt die Arme einer Mutter nicht auf.

Meine Mutter Maria ist gestorben, sagt Gott. Seit ich in den Himmel aufgefahren war, fehlte sie mir, und ich fehlte ihr. Sie ist mir nachgefolgt mit ihrer Seele, mit ihrem Leib, direkt.

Das ist nun geschehen. Sie ist bei mir seit dem Augenblick ihres Todes. Ihrer Himmelfahrt, wie die Menschen sagen. Die Mutter hat ihren Sohn wiedergefunden und der Sohn seine Mutter. Mit Leib und Seele, eins an der Seite des anderen, ewiglich. Wenn doch die Menschen die Schönheit dieses Geheimnisses erahnten.

Jetzt sollen sie noch mehr Nutzen daraus ziehen, sagt Gott. Im Himmel haben sie eine Mutter, die ihnen mit ihren Augen folgt, mit ihren leiblichen Augen. Im Himmel haben sie eine Mutter, die sie liebt von ganzem Herzen, mit ihrem leiblichen Herzen. Und diese Mutter ist die meine, die mich anblickt mit denselben Augen, die mich liebt, mit demselben Herzen.

Wenn die Menschen schlau wären, würden sie das ausnützen. Sie dürften eigentlich nicht mehr daran zweifeln, dass ich ihr nichts abschlagen kann. Was wollt ihr denn, es ist ja meine Mutter.

Michel Quoist

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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