Kirchenmusik
Die Heilige Woche
Ein Kirchenmusiker erzählt von seiner Arbeit rund um die Karwoche und das Osterfest.
Weihnachten und Ostern sind zwei Dreh- und Angelpunkte im christlichen Jahreslauf und damit auch im Leben von Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusikern. Wir haben Herbert Handl aus der Pfarre Bruck an der Mur gefragt, wie für ihn als Kirchenmusiker die Karwoche und Ostern – also die Heilige Woche – und deren Vorbereitungen aussehen:
Die Proben mit dem Chor beginnen gleich nach den Weihnachtsferien, und zeitgleich starten auch die administrativen Vorbereitungen und das Üben. Dies zu schildern ist jedoch wenig spannend, darum berichte ich über einige kirchenmusikalische Aufführungen in der und um die Heilige Woche. Das Wort „Aufführung“ ist dabei nicht falsch zu verstehen. Die Musik erklingt nie um ihrer selbst willen und ist auch nicht Untermalung für ein liturgisches Geschehen, sondern transportiert immer einen Inhalt, der mit Worten nicht ausgedrückt werden kann.
Ich muss daher immer schmunzeln, wenn ich in Gottesdienstprogrammen lese: „Kyrie gebetet“. Gemeint ist natürlich: Das Kyrie wird gesprochen, nicht gesungen. Gebetet wird’s auch beim Singen. Der heilige Augustinus meinte ja: „Wer singt, betet doppelt“ Jeder Musiker weiß, dass in der Musik ein Intensivieren der Sinne stattfindet: Aus dem Hören wird ein Lauschen, aus dem Wundern wird ein Staunen ...
Am Freitag vor dem Palmsonntag fand traditionell in der Stadtpfarrkirche Bruck unser Passionskonzert statt. Auf dem Programm standen heuer unter anderem das Stabat Mater von Heinrich Ignaz Franz Biber (1644–1704). In den Betrachtungen über die Schmerzen der Gottesmutter neben dem Kreuz ihres Sohnes wird auch eine Verbindung zur eigenen Vergänglichkeit hergestellt: „... dass die Seel sich mög erheben, frei zu Gott in ewgem Leben, wann mein sterbend Auge bricht!“
Außerdem waren die „Musikalischen Exequien“ zu hören, die Heinrich Schütz (1585–1672) zur Trauerfeier seines Landesherrn komponierte. Das Werk basiert auf den Bibelversen und Kirchenliedstrophen, die nach Vorgabe des Verstorbenen auf seinen Sarg aufgebracht waren. Mit dieser Komposition hat Schütz eine der kunstvollsten und zugleich innigsten Trauerkompositionen der Musikgeschichte geschaffen. Die Erwartung der Auferstehung zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk und gibt die Richtung zur Heiligen Woche vor.
Am Palmsonntag spielte das Blasorchester Bruck bei der Palmweihe am Hauptplatz, in der Kirche gab es Kantoren- und Gemeindegesang und Orgelspiel. Montag bis Mittwoch sind von administrativen Tätigkeiten und Proben geprägt.
Am Gründonnerstag ist stets ein wichtiger liturgischer Einsatz der Stadtpfarrkantorei, weil nach dem Gloria schöne Vokalwerke zum Klingen gebracht werden. Im heurigen Brucknerjahr gibt es Werke dieses großen österreichischen Kirchenmusikers zu hören.
Der Karfreitag ist bewusst schlicht gehalten. Ein kleines Ensemble der Stadtpfarrkantorei singt Werke von Kronsteiner und Bach. Dazu: Kantoren- und Gemeindegesang. Die Osternacht ist gestaltet mit Kantoren- und Gemeindegesang, dazu erklingen Gesangssoli und festliche Orgelmusik.
Eingeläutet wurde die Heilige Woche mit Musik eines Salzburger Dommusikers: Heinrich Ignaz Franz Biber. Beendet wird sie mit der eines anderen: Wolfgang Amadeus Mozart. Zum Osterhochamt erklingt dessen „Orgelsolomesse“. Viele auswärtige Gottesdienstbesucherinnen und -besucher kommen nach Bruck, um die Kirchenmusik zu hören, genauso wie viele Sängerinnen und Sänger, die nicht in Bruck wohnen, wöchentlich weit her zur Chorprobe kommen. Dafür bin ich sehr dankbar und werde am Ende des Ostergottesdienstes das „Halleluja“-Praeludium von Franz Schmidt erklingen lassen.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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