Der Stehaufmensch

Auferstehung. Ugolino di Nerio, Florenz, Franziskanerkirche Santa Croce, Hochaltar. Jetzt: London, National Gallery | Foto: Archiv
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Es ist Ostern. Wir Christen sagen: Jesus ist auferstanden. Ich glaube an die Auferstehung, weil ich es oft erlebt habe – nicht als theologische Aussage oder Behauptung, sondern als lebendige Erfahrung. Dabei geht es um eine tiefe menschliche und spirituelle Wahrheit, die eine ganz entscheidende Bedeutung für unser menschliches Leben hat.

Psychologen und Psychotherapeuten suchen oft verzweifelt mit ihren Klientinnen und Klienten nach der Kraft der Resilienz. Es ist die Kraft, immer wieder aufzustehen. Viele behaupten, dass es die Lebenskraft schlechthin sei, die uns bewusst werden muss.

Wohl jeder Mensch wünscht sich diese scheinbar (!) magische Fähigkeit, trotz Rückschlägen im Leben immer wieder gestärkt hervorzugehen und daran zu wachsen. Doch irgendwie hat es den Anschein, als würde das manchen leichter fallen als anderen. Ist diese Resilienz nun angeboren? Oder kann man sie trainieren? Oder hat das ganz einfach mit Glück zu tun, wenn man im Leben von psychischen Tiefs verschont bleibt?

Ich schaue mir immer das einfachste Modell für Resilienz an. Es ist das Stehaufmännchen oder -weibchen, mit dem wir als Kinder hoffentlich gespielt haben, das uns vielleicht sogar die Grundlagen für die Resilienz auf einer vorintellektuellen, intuitiven Bewusstseinsebene vermittelt hat.

Was ist nun das Geheimnis eines solchen „Stehaufmenschen“?
Das Stehaufmännchen hat eine flexible Bodenhaftung. Es klammert sich nicht an etwas fest, sondern weil es seinen Schwerpunkt hat, findet es immer wieder zur eigenen Mitte, zum eigenen Schwerpunkt. Es lässt sich nicht entmutigen, wenn es immer wieder umgeschubst wird; das gehört anscheinend zum Leben dazu. Es fällt nicht einfach um, sondern gibt großem Druck nach, um dann sofort wieder aufzustehen. Es geht spielerisch mit den wirklichen und echten Niederlagen des Lebens um. Der Schwerpunkt liegt nicht im Kopf (Denken) oder in den Händen (Handeln), sondern in seiner Mitte und in der Verbindung zum Boden. Seine stärkste Widerstandskraft ist die Unermüdlichkeit. Es gehört zu seinem Wesen, immer wieder umzufallen und immer wieder aufzustehen.

Hilfsmittel aus der Natur gib es dazu jede Menge: Das Gänseblümchen: unermüdlich, hält allem stand und steht immer wieder auf. Den Bärlauch: nach einem geschwächten Zustand, für alte Bären nach dem Winterschlaf. Die Passionsblume: zur Lösung von Ängsten und Mutlosigkeit. Die Birke als Pionierpflanze in den schwierigsten Klima- und Vegetationszonen. Die Brennnessel: fast unausrottbar, voll Kraft und Widerstandsgeist.

Das große spirituelle Thema unseres Menschseins ist Beziehungsfähigkeit:

  • Beziehung zu sich selbst und ein vernünftiger Umgang mit eigenen Ressourcen, Fähigkeiten, Wissen um eigene Stärken und Werte, Fähigkeit zur Selbstmotivation und ein ausreichend starker Selbstwert.
  • Beziehung und Umgang mit anderen Menschen, Kommunikation, Konflikte, Beziehungsregulation und alle Bereiche der menschlichen Interaktion, eingeschlossen die resiliente Führung. Ich brauche manchmal einfach auch Menschen, die mir helfen oder mehr lernen, mich wieder aufzurichten.
  • Nüchterner, wertschätzender, geistreicher, herzlicher Umgang mit Kontexten, Ereignissen und Dingen – in Beziehung gehen.

P. Johannes Pausch

Auferstehung. Ugolino di Nerio, Florenz, Franziskanerkirche Santa Croce, Hochaltar. Jetzt: London, National Gallery | Foto: Archiv
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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