Glaube
Der Lift des Heils

Die weihnachtliche Ausmalkarte, die ein Sonntagsblatt-Nikolaus zu den Schulschwestern mitgebracht hatte, haben vier Mädchen aus dem Haus FranzisCa schnell und mit großer Begeisterung ausgemalt. Die Ausmalkarte gibt es im Kleinformat in der Grazer Innenstadt und über Grazer Pfarren. Die Illustratorin Michaela Nutz hat die Krippe ins „Parkhouse“ im Grazer Stadtpark verlegt. | Foto: Brugger
  • Die weihnachtliche Ausmalkarte, die ein Sonntagsblatt-Nikolaus zu den Schulschwestern mitgebracht hatte, haben vier Mädchen aus dem Haus FranzisCa schnell und mit großer Begeisterung ausgemalt. Die Ausmalkarte gibt es im Kleinformat in der Grazer Innenstadt und über Grazer Pfarren. Die Illustratorin Michaela Nutz hat die Krippe ins „Parkhouse“ im Grazer Stadtpark verlegt.
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Gedanken zur Heiligen Nacht vom früheren Innsbrucker Bischof Reinhold Stecher, der am 22. Dezember seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte.

Die Heilige Nacht ist nicht die Stunde der vielen Worte. Sie ist von einem Flair umgeben, das es in den Religionen der Erde kein zweites Mal gibt. Alle Erhabenheit des Heiligen, die doch beim Menschen so etwas wie ein Erschauern auslöst, diese Erfahrung der unendlichen Distanz zu jenem unfassbaren Geheimnis Gott, von dem die Mystiker stammeln und um das die Gedanken der großen Theologen kreisen: All das Unbegreifliche und Unfassbare – in dieser Nacht taucht es ein in die leise Musik von Harfen und Flöten, von Hirten- und Volksliedern. Die Dichterin Gertrud von Le Fort meinte: „Lob genug ist ihm ein Wiegenlied.“

Darf ich das Besondere dieser Nacht von Betlehem mit einem Bild aus dem Alltag unseres heutigen Lebens vergleichen? Seit Jahrtausenden ist der Lift des Heils auf dem Weg herunter zu uns. Von jener ersten Verheißung des Erlösers im biblischen Buch Genesis leuchten auf der Fahrt herunter durch die Menschheitsgeschichte die Stockwerke auf, in dem Sehnen und Ahnen der Religionen, in den Urbildern und Vorbildern des Alten Testaments. Tiefer geht die Fahrt über die Verheißungen der Propheten und über die Visionen eines Jesaja oder Daniel. In den letzten Stockwerken tauchen in den Büchern der Sprichwörter und des Jesus Sirach die Botschaften vom Wort auf, das sich auf die Erde schwingt, und von der göttlichen Weisheit, die zu den Menschen möchte.

Und in dieser Nacht setzt nun der Lift des Heils ganz sanft im Erdgeschoß des Universums auf, mitten im Milieu unserer menschlichen Armseligkeit und Sünde, unserer Verlorenheit und unseres Leichtsinns, unserer Traurigkeiten und Belastungen. Der Lift des Heils setzt ganz sanft auf, die Tür öffnet sich, und drinnen ist ein Kind, das uns hineinwinkt, damit es mit uns hinauffahren kann.

Dieser Charme Gottes ist nicht zu überbieten. Er konnte nicht weniger werden als ein hilfloses Kind, und er konnte nicht weiter herunterfahren als bis zu einem schmutzigen Schafstall draußen vor der Stadt und zu einem primitiven Fresstrog für die Tiere. Er ist nur so weit herabgefahren, damit er uns einladen kann zur großen Auffahrt.
Das Kind winkt uns lächelnd hinein in den Lift des Heils, und wir dürfen mit ihm die Fahrt beginnen, die Fahrt über Düsternisse und Lebensschicksale hinauf bis zum paradiesischen Dachgarten der Herrlichkeit, hinauf zur letzten ungestörten Etage des Glücks, hoch über den dunklen Straßenschluchten der Menschheit, der Zeit und der Geschichte.

Das ist’s, was wir in der Heiligen Nacht feiern: dass der Lift des Heils sanft und leise auf dem Erdgeschoß des Universums aufsetzt und dass sich die Tür öffnet und uns das göttliche Kind hineinwinkt zum Mitfahren, hinauf in das Glück.
Und deshalb darf die ganze Kultur rund um diese Heilige Nacht ganz ruhig etwas Unbeschwert-Kindliches, Gemüthaft-Schlichtes, Heiter-Beschwingtes, ja Spielerisch-Übermütiges haben. Gott kommt als Kind zu uns – da passen keine Mammutorchester und dröhnenden Lautsprecher. Da gilt wirklich das Wort von Gertrud von Le Fort: „Lob genug ist ihm ein Wiegenlied.“

aus: Reinhold Stecher, die leisen Seiten der Weihnacht, Tyrolia

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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