Österreich 1933/1934
Neue Rollenbilder für Männer

Podiumsdiskussion mit (v. l.) Christoph May, Anneliese Pieber, Elke Edlinger und Elli Scambor. | Foto: Labner
  • Podiumsdiskussion mit (v. l.) Christoph May, Anneliese Pieber, Elke Edlinger und Elli Scambor.
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Toxische Männlichkeit und die Gefährdung der Demokratie.

Das Thema „Toxische Männlichkeit und die Gefährdung und Aushöhlung der Demokratie und Menschenrechte“ im Rahmen der Reihe „Österreich 1933/34 und die Gefährdungen der Demokratie und Menschenrechte einst und jetzt“ lockte diesmal auch viel junges Publikum zu den Minoriten.

Unter der Moderation von Elke Edlinger diskutierten der deutsche Männerforscher Christoph May, die Männer- und Geschlechterforscherin Elli Scambor und KAB-Vorstandsmitglied Anneliese Pieber vom Verein Neustart über die unterschiedlichsten Aspekte der toxischen Männlichkeit und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Familie. Wobei May seinen Fokus auf die Ausübung struktureller Gewalt und Monopolstellung von Männerbünden richtete sowie deren Nähe zum Extremismus und Rechtsradikalismus.

Weiters sprach er auch die Bedeutung und Wirkmächtigkeit von sogenannten Influencern im Internet an. Als eindringliches Beispiel nannte er dabei Andrew Tate – einen ausgewiesenen Frauenhasser mit Millionen von jugendlichen FollowerInnnen. So seien „Frauen eindeutig im Eigentum der Männer, und diese könnten über Frauen frei verfügen – bis hin zu straffrei bleibender Vergewaltigung“ – ist O-Ton Andrew Tate in seinem Podcast.

Zu Beginn ihrer Ausführungen wies Elli Scambor auf die wieder ansteigende Anzahl von Femiziden hin und auf eine zunehmend männliche Internet-Community, deren Mitglieder sich als gesellschaftliche Außenseiter wahrnehmen und ihren Zorn vor allem gegen Frauen richten. Als Beispiel dafür nannte sie die Incel-Bewegung, die sich derzeit weltweit vernetzen und ausbreiten würde. Sie schilderte auch anschaulich das Ergebnis einer großen Studie, aus der ersichtlich sei, dass Kinder mehr von Gewalt in der Familie betroffen seien, wenn der Vater das eindeutig letzte Wort hätte. Es gebe allerdings mittlerweile immer mehr junge Männer, welche die alten Rollenzuschreibungen hinter sich lassen und deutlich mehr in Richtung Gleichstellung und Care-Arbeit gehen ­würden.

Sehr beeindruckt war das Publikum von den sehr konkreten Beschreibungen von Anneliese Pieber über die unterschiedlichsten Begleitformen, welche der Verein Neustart im Umgang mit Gewalt und Rechtsextremismus durchführt. Auffallend dabei sei, dass die Straftaten im Bereich der häuslichen Gewalt quer durch alle gesellschaftlichen Schichten gehen würden.

Einig waren sich alle ReferentInnen, aber auch die DiskussionsteilnehmerInnen aus dem Publikum, dass die Überwindung toxischer Männlichkeitsbilder ein gemeinsames Anliegen von Elternhaus, Kindergarten und Schule sein muss und dass hier noch viel zu tun sei. Und dass von diesen toxischen Männerbildern eine enorme Gefahr für alle demokratischen Gesellschaften weltweit ausgehen würde.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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