Gesundheit und Gesellschaft
Vorau. 13. Frühjahrsakademie fragte nach regionaler Verantwortung in der Gesundheitsversorgung.
Im randvoll gefüllten Barocksaal des Stiftes Vorau bei der 13. Frühjahrsakademie am 12. April 2024 ging Dr. Martin Sprenger, Gesundheitswissenschafter an der Medizinischen Universtität Graz und Hauptreferent des Tages, von der Tatsache aus, dass praktisch alle Kinder gesund auf die Welt kommen und bis ins 55. Lebensjahr kaum jemand sterbe. Die Lebenserwartung sei bei uns von 45 auf rund 80 Jahre angestiegen. Die Bevölkerungspyramide wachse sich an der Spitze zu einem „Bauch“ aus. Das Zeitalter der Hochbetagten breche an, aber die Zahl der Pflegepersonen wachse nicht entsprechend.
Gesundheit für alle
80 Prozent der Menschen werden (zumeist von Frauen) zu Hause gepflegt, von kleinen Erkrankungen bis zu chronisch Kranken. Das Zuhause sei damit das größte Versorgungssystem. Durch die veränderten Lebensbedingungen könne dies jedoch kaum aufrechterhalten werden. Viele Kranke und Hochbetagte könnten sich nicht mehr darauf verlassen, zu Hause gepflegt zu werden. „Gesundheit für alle“ laute das Motto, dazu müsse die Sterblichkeit möglichst hinausgeschoben werden und die Gesundheitsversorgung an erster Stelle stehen.
In der von ORF-Moderatorin Petra Rudolf geleiteten Podiumsdiskussion war man sich einig, dass im Bereich Gesundheit regional sehr viel mehr als bisher machbar sei. Dazu wurde auf funktionierende Modelle in anderen Ländern verwiesen. Nachbarschaftshilfe müsse organisiert werden, betonte die neue Obfrau des Vereines „Frühjahrsakademie Stift Vorau“ und Allgemein-Medizinerin Rosa Maria Ernst. Es müsse dem Fachkräftemangel begegnet und die Gesundheitskompetenz gefördert werden. Maria Gaugl, Pflegedirektorin i. R. im Marienkrankenhaus Vorau, verwies auf das gelungene Modell der Gesundheitskoordination in Vorau, hob aber die fehlenden Möglichkeiten für betreutes Wohnen hervor.
Netzwerke der Aufmerksamkeit
„Pflegekräfte müssen geschätzt werden, sonst wird es keinen Nachwuchs geben“, betonte Maximilian Tödtling, Koordinator für die Krankenhausseelsorge in der Diözese Graz-Seckau, und verwies auf die großen „spirituellen Netzwerke der Aufmerksamkeit“, die mit den Kirchen gegeben seien. Einsamkeit, Hilflosigkeit und Langeweile seien die größten Probleme der alten Menschen. Hier könne gelebtes Christentum und überhaupt jede religiöse Orientierung Nöte lindern. Besuchsdienste, gemeinsames Singen und Beten seien die zu allen Zeiten gültigen Formen der Nachbarschaftshilfe, „alle Menschen guten Willens müssen zusammenrücken“.
Zu Beginn der Veranstaltung gedachte Prälat Gerhard Rechberger des kürzlich verstorbenen Gründungsobmanns des Vereines, Manfred Schlögl, der zwölf Jahre unermüdlich für das Wachsen der Akademie Sorge getragen hatte.
Karl Mittlinger
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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