Bildung
Kindern auf Augenhöhe begegnen

Wie fühlt sich Verliebt-Sein an? Was ist Sex? Keine Lust mehr, bei solchen Fragen von Kindern sprachlos zu sein? Dann ist vielleicht der Lehrgang „Sexuelle Bildung in (vor-)schulischen Handlungsfeldern“ das Richtige für Sie.
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Sexuelle Bildung für (vor-)schulische Handlungsfelder vermittelt ein Lehrgang an der PPH Augustinum. Wir haben nachgefragt, warum sexuelle Bildung schon im Kindesalter wichtig ist.

Sexuelle Bildung – ein Thema das viele Fragen aufwirft: Wie früh sollen Kinder über bestimmte Körperteile, im speziellen ihre Sexualorgane, und deren Funktion Bescheid wissen? Wann ist der richtige Zeitpunkt für sexuelle Aufklärung? Und worüber sprechen Lehrkräfte dann eigentlich genau mit den Kindern? Wir haben bei Christiana Glettler von der Privaten Pädagogischen Hochschule Augustinum nachgefragt. Sie leitet dort den Hochschullehrgang „Sexuelle Bildung in (vor-)schulischen Handlungsfeldern“, mit dem sich PädagogInnen im Themenfeld der Sexualpädagogik weiterbilden können.

Was ist Sexualpädagogik?
Christiana Glettler: Sexualpädagogik ist ein altersgerechter und kulturrelevanter Ansatz zur Vermittlung von Sexualität und Beziehungen, der bereits in der frühen Kindheit ansetzt und sich bis ins Erwachsenenalter fortsetzt. Dabei wird Sexualität als ein positives, ganzheitliches, dem Menschen innewohnendes und in die emotionale und soziale Entwicklung eingebettetes Phänomen verstanden. Der inhaltliche Bogen spannt sich von einem grundlegenden Wissenserwerb im Bereich der Körper- und Sexualaufklärung über den Erwerb von Kompetenzen (z. B. kritisches Denken, Kommunikationsfähigkeiten) und die Ausbildung von Werten, um eine selbstbestimmte Sexualität in Verantwortung für sich und andere zu leben. Dabei ist es wichtig, wissenschaftlich gestützte, realistische und nicht verurteilende Informationen weiterzugeben.
Sexualpädagogik soll einen positiven Zugang zur menschlichen Sexualität darstellen und eine positive Grundhaltung sich selbst gegenüber sowie das eigene Wohlbefinden fördern. Weitere Grundprinzipien sind die Orientierung an der Gleichstellung der Geschlechter sowie der Vielfalt der Lebensformen (z. B. sexuelle Orientierung, Geschlechter-Identitäten) und die Ausrichtung an den Menschenrechten.

Warum ist sexuelle Bildung in der Kindheit schon wichtig – kann das nicht bis zur
Pubertät warten?

Glettler: Die Erfahrungs- und Erlebniswelt unserer Kinder hat sich in den letzten Jahren in vielen Bereichen stark verändert. Sie wachsen heutzutage in einer Gesellschaft mit einem sehr weiten Orientierungsrahmen in Bezug auf Sexualität auf. Eine Verortung individueller Zugänge und Bedürfnisse wird aufgrund dieser Weite erschwert. Die Pubertät beginnt oft bereits in der Volksschulzeit, das Interesse an Themen rund um die Sexualität steigt und der teils kaum gefilterte Medienzugang führt dazu, dass zwar ein Überfluss an Information zu Sexualität und Körperlichkeit vorhanden ist, es jedoch kaum Möglichkeiten gibt, diese Inhalte in begleiteten und geschützten Räumen zu besprechen und zu reflektieren.
Gerade junge Kinder benötigen jedoch, abgesehen von einer Unterstützung sich in dieser Informationsflut zurecht zu finden, vor allem auch kompetente Begleitung in ihrer Werte- und Persönlichkeitsentwicklung, um diese Informationen einzuordnen.

Was sollen Volksschulkinder Ihrer Meinung nach über Sexualität wissen?
Glettler: Es geht im Wesentlichen darum, den eigenen Körper kennenzulernen, ein positives Selbstbild zu entwickeln, mit den eigenen und den Gefühlen anderer sensibel umzugehen, Respekt und Toleranz zu entwickeln, offen zu kommunizieren, für sich selbst einzustehen und auch mit Konflikten umgehen zu können. Hier ist auch sehr wichtig, den Kindern zu vermitteln, dass Sexualität ein Thema ist, über das man sprechen kann und darf, damit sie verstehen, dass sie sich bei Fragen oder Schwierigkeiten an die richtigen Personen wenden können.

Ein konkretes Themenfeld, das auch im neuen Lehrplan der Volksschule festgeschrieben ist, ist der Bereich Fruchtbarkeit, Schwangerschaft und Geburt. Dies ist unter dem Gesichtspunkt, dass für manche Mädchen der Zeitpunkt der ersten Regelblutung in die Volksschulzeit fällt, besonders wichtig, damit sie nicht überrascht und möglicherweise sogar verängstigt sind.
Zentral ist auch der Aspekt der Beziehung, inklusive einer Auseinandersetzung mit Fragen von Nähe und Distanz: Was ist mir angenehm, was unangenehm? Hier geht es ganz stark darum, zu lernen, die eigenen Wünsche, Grenzen und Bedürfnisse wahrzunehmen, altersgerecht auszudrücken und auch die Bedürfnisse und Grenzen anderer zu respektieren.

Die Private Pädagogische Hochschule Augustinum bietet den Hochschullehrgang
„Sexuelle Bildung in (vor-)schulischen Handlungsfeldern“ an. Wer kann ihn besuchen?

Glettler: Unsere Hauptzielgruppen sind Lehrpersonen aus der Volksschule, Mittelschule beziehungsweise AHS-Unterstufe sowie Elementarpädagog:innen und Sozialpädagog:innen. Ziel des Hochschullehrganges ist es, fundiertes Wissen rund um die Themenbereiche Sexualität, Partnerschaft, Beziehung und Gewaltprävention zu vermitteln, Methoden für die Arbeit mit unterschiedlichen Zielgruppen zu erproben und sexualpädagogische Didaktik in der Arbeit mit unterschiedlichen Altersstufen zu erarbeiten.

Was wünschen Sie sich, dass sich die AbsolventInnen aus dieser Ausbildung mitnehmen?
Glettler: Besonders wichtig ist mir, dass die Absolvent:innen im Rahmen der Ausbildung eine Haltung entwickeln, die einen differenzierten, respektvollen Zugang zu Kindern und Jugendlichen möglich macht, und Toleranz und Offenheit verstärkt. Nur so können sie den Kindern auf Augenhöhe begegnen und sie dort abholen, wo sie stehen – was gerade bei einem nach wie vor stark tabu-behafteten Thema zentral ist.

Interview: Katharina Grager

◉ Näheres zum Lehrgang: Bewerbungsfrist: 13. September 2024
https://pph-augustinum.at/weiterbildung/hochschullehrgaenge/

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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