Familie
Kinderarmut geht uns alle an
Jedes vierte Kind ist armuts-gefährdet.
Jedes vierte Kind (315.000) in Österreich lebt in einem Haushalt mit Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung. Das ist ein Anstieg um 4% im Vergleich zu Vorpandemiezeiten.
Wenn diese Zahlen eine Geschichte erzählen und ein Gesicht bekommen, so sind dies Geschichten von Kindern, die jeder von uns kennen könnte.
Mia ist eines dieser Kinder. In Mias Alltag ist Geld nur für das Allernotwendigste da. Das bedeutet, bei der Kleidung und beim Essen zu sparen, nicht immer eine warme Wohnung zu haben. Mia hat auch kein eigenes Zimmer. Sie lädt sehr selten FreundInnen ein und nimmt an (außer-)schulischen Aktivitäten kaum teil. Mia schämt sich für ihr Arm-Sein.
Kinder, die in Armut aufwachsen, bringen schlechtere Leistungen in der Schule. Sie fahren auch nicht auf Urlaub, leben in billigen Wohnungen, die oft nahe an dicht befahrenen Straßen und damit in belasteter Luft und Lärm liegen. Finanzielle Not führt auch zu psychischen Belastungen, Stress und Traurigkeit sind nicht selten Begleiter der Kinder.
Je früher, schutzloser und länger sie der Armut ausgesetzt sind, desto stärker sind die Auswirkungen. Der Nachteil, den sie erleben, bleibt ein Leben lang. Die Lebenssituation, in der Kinder aufwachsen, ist ausschlaggebend, welche Bindungsfähigkeit, Bildungs-, Entwicklungs- und Arbeitschancen sie als Erwachsene haben. Kinderarmut darf daher nicht weiter steigen, denn es geht um die Zukunft der Gesellschaft. Wer bei den Kindern spart, spart bei uns allen.
Dagmar Bojdunyk-Rack, RAINBOWS
Wanderausstellung „Reichtum versus Armut“
Die Grundidee zur Ausstellung „Reichtum versus Armut“ entstand bei einem „Austauschtreffen Armut“, einer Zusammenkunft von acht Organisationen aus dem kirchlichen und sozialen Kontext im November 2019: Familienreferat und Caritas der Diözese, RAINBOWS, Armutsnetzwerk Steiermark, Fonds für Arbeit und Bildung der Diözese, Projekt Alleinerziehende und Referat für Diakonie im Fachbereich Pastoral & Theologie.
Jede der Organisationen näherte sich dem Thema Armut aus einer anderen Perspektive und brachte Erfahrungen aus dem jeweils eigenen Arbeitskontext ein. Die Ausstellung wandert durch die ganze Steiermark.
Kontakt: familienreferat@graz-seckau.at
Für Sie gelesen
Broschüre
zur wandernden Kunstinstallation
„Reichtum versus Armut“ begibt sich in die Nähe einzelner Biografien von Kindern, Jugendlichen, (jungen) Erwachsenen und SeniorInnen, von Arm und Reich. Anliegen ist, Armut nicht mit Schuld in Verbindung zu bringen, sondern auch als strukturelles Problem zu sehen. Informationen, wohin sich Betroffene hinwenden können, um Hilfe zu bekommen, findet man am Ende der Broschüre sowie auf der Website zur Ausstellung unter „Hier finden Sie Hilfe“.
www.reichtum-armut.at
Zum Nachdenken
Kinderarmut ist im Steigen
Seit 30 Jahren findet am 15. Mai der „Internationale Tag der Familie“ als offizieller Gedenktag der Vereinten Nationen statt. Ich persönlich finde es sehr positiv, auf Familien bewusst an diesem Tag hinzuschauen. Und eigentlich wäre ich dafür, an diesem Tag Familien in ihren unterschiedlichen Lebensformen ausgiebig zu feiern.
Heuer ist es anders: Ich möchte den Blick auf ein Thema lenken, das es nicht zu feiern gilt, auf das ich dennoch besonders hinweisen möchte: Kinderarmut. In den letzten Jahren, speziell auch durch Corona, ist die Zahl der Kinder, die von Armut betroffen sind, deutlich gestiegen. Die Auswirkungen von Armut betreffen hierbei nicht nur die materielle Versorgung der Kinder, sondern auch weitere Lebensbereiche wie Freizeit, Gesundheit und Bildung. Armut stellt immer einen Mangel an Möglichkeiten dar! Sehr häufig macht Armut die schulische und soziale Teilhabe bei Kindern nicht ausreichend möglich.
Seit zwei Jahren wandert die Ausstellung „Reichtum versus Armut“ durch unsere Diözese. Dieses Projekt ist entstanden, weil sich acht Organisationen gemeinsam überlegt haben, wie sie für das Thema Armut Betroffenheit, Verständnis, Sensibilität schaffen und Informationen über Anlaufstellen für Hilfesuchende aufzeigen können.
Aus meiner Erfahrung macht es keinen Menschen ärmer, sondern uns alle reicher, wenn wir im Rahmen unserer Möglichkeiten aufeinander achten und gemeinsam eine gerechtere Gesellschaft mitgestalten.
Katrin Windischbacher
Die Autorin leitet das Familienreferat der Diözese Graz-Seckau.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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