19. Sonntag: P. Bernhard Prem OCist
Jesus stärkt unser Vertrauen
Jesus ermutigte seine Jünger zu einem Leben in tiefem Vertrauen, das sogar trotz aller Unsicherheiten und Gefahren die Angst vertreiben kann. Jeder Mensch würde sich wohl lieber von einem solchen Vertrauen getragen fühlen, als ständig in Sorgen gefangen zu sein.
Ob die Sorgen und Ängste des Lebens Überhand bekommen oder das Vertrauen, hängt sehr davon ab, worauf wir schauen. Unser Blick wirkt wie eine Lupe. Worauf wir schauen, das vergrößern wir, und andere Bereiche geraten immer mehr aus unserem Blickwinkel.
Wenn man das Glück hatte, in einem vertrauensvollen Umfeld der Familie aufzuwachsen, konnte man als Kind wahrscheinlich recht unbeschwert sein, weil man in der Gewissheit lebte, die Eltern werden schon für alles sorgen. Außerdem ist Kindern normalerweise ein gewisses Urvertrauen geschenkt.
Bei jedem gibt es dann auch Ereignisse, die man vom Glauben her vielleicht nie verstehen wird. Wenn uns z. B. trotz großem Einsatz für andere Krankheit und häufiges Unglück treffen, dann ist schnell der Gedanke da, Gott sorgt sich nicht um mich und um die Menschen. Unverständliche Ereignisse können unser Urvertrauen und unseren Glauben und unser Vertrauen untergraben, vor allem dann, wenn wir unseren Blick auf das Unverstehbare fixieren.
Das Vertrauen aktiv einüben
Wie können wir unser Urvertrauen wieder erlangen, das uns vielleicht als Kind geschenkt war? Das Vertrauen lernt man nicht dadurch, indem man sich zurücklehnt und sich einredet: „Ich will auf Gott vertrauen“ in der Hoffnung, dass damit alles von selber läuft. Das Vertrauen muss eingeübt werden, und das ist ein aktives Tun. Der Beginn dieses Einübens ist, den Blickwinkel vorzugeben und immer wieder daraufhin auszurichten. Wer seinen Blick auf das scheinbar Schicksalhafte fixiert und Gott dafür verantwortlich macht, könnte darauf verzichten, alle Pläne des Herrn verstehen zu müssen. Lass einfach stehen, was du nicht verstehen kannst, und schaue auf das, was du verstehst.
Jesus macht Mut, sich der Fürsorge Gottes anzuvertrauen
Jesus richtet den Blick seiner Jünger zuerst auf die Zusage: „Fürchtet euch nicht!“ Dann erwähnt er nur kurz, dass seine Jünger nur eine kleine Herde sind. Und trotzdem sollen sie unglaublich Großes wagen: „Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern.“ Man stelle sich das einmal vor, eine kleine Herde soll die ganze Welt verändern?
Wer hätte bei einem solchen Auftrag nicht allen Grund, sich zu fürchten! Doch Jesus wendet sofort den Blick auf etwas hin, das größer ist als das Beängstigende: Der, der Himmel und Erde erschaffen hat, „hat beschlossen, euch das Reich zu geben“. Wenn die Jünger den Fokus auf den Beschluss des Allherrschers richten, brauchen sie sich nicht zu fürchten. Aber sobald sie wieder auf das schauen, was alles sein könnte, wird die Angst aufsteigen.
Nun sollen sich die Jünger ganz von Gott abhängig machen. Indem sie all ihre Habe verkaufen, machen sie sich zuerst von der Fürsorge Gottes abhängig, erst danach erleben sie in vollem Maß, wie der Herr für sie sorgt.
Um die Jünger dafür zu ermutigen, richtet der Herr den Blick auf das viel Größere. Wer alles gibt, wird noch viel mehr empfangen, und zwar solches, das niemand rauben kann, das von keinen Motten, von keinem Borkenkäfer und von absolut niemandem zerstört werden kann und das nie an Wert verlieren kann.
Aber zuerst muss der Jünger diese Abhängigkeit riskieren. Das ist ein aktives Einüben des Vertrauens, kein Zurücklehnen und Abwarten. Wer das Vertrauen vergrößert, vermindert viele Ängste und erhält viele Schätze. Einer davon ist ein ruhiges und gelassenes Leben und eine Unbeschwertheit, nach der sich wohl jeder sehnt.
Unser Blick wirkt wie eine Lupe: Worauf wir schauen, das vergrößern wir.
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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