Caritas Kampagne
Wenn Spenden zu Last werden: Kampagne sensibilisiert

- Im Kremser „carla“ sammeln sich Tonnen an nicht verwendbaren Textilspenden.
- Foto: Luce Fiduccia
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Die elf „carlas“ der Diözese St. Pölten erhalten jährlich Tonnen von Textilspenden, doch viele davon sind nicht mehr tragbar und müssen teuer entsorgt werden. Eine neue Kampagne soll für das Problem sensibilisieren.
Im „carla“ Krems ist der Anteil an Sachspenden in den letzten Jahren stetig gestiegen. Auf den ersten Blick eine positive Entwicklung für die Einrichtung, dennoch stiegen gleichzeitig auch die Menge an nicht-verwertbaren Sachgegenständen. Allein im „carla“ Krems wurden im Jahr 2024 221 Tonnen Textilsachspenden entgegengenommen, von diesen konnten etwa 111 Tonnen verwertet werden, die restlichen 110 Tonnen waren jedoch nicht nutzbar. Sie waren nicht nur für die Läden von „carla“ ungeeignet, sondern auch als Spende für armutsbetroffene Menschen nicht tauglich. Es blieb also nichts anderes übrig, als die Spenden kostenpflichtig zu entsorgen. Im Jahr 2024 allein fielen für den Standort Krems dadurch 12.000 Euro Entsorgungskosten an.
„Ich würde es auch selbst noch tragen oder meiner besten Freundin ohne schlechtes Gewissen übergeben.“
Die Ausmaße werden mit einem Blick auf die elf „carlas“ in der Diözese St. Pölten noch deutlicher. Im vergangenen Jahr bekamen sie 700 Tonnen Sachspenden, der Großteil davon Textilien. Die Hälfte der Textilspenden, mehr als 240 Tonnen, musste jedoch entsorgt werden, weil diese stark verschmutzt, beschädigt oder völlig abgetragen waren. Hinter all dem steckt laut Caritas-Generalsekretär Christoph Riedl ein tiefgehendes strukturelles Problem, nämlich die Fast-Fashion-Industrie. „Ein T-Shirt um drei Euro, ein Sommerkleid, das man nur zwei Mal trägt etc. Die Produktion von Fast-Fashion-Produkten hat sich seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt, die Nutzungsdauer allerdings gleichzeitig drastisch reduziert“, so Riedl. Die Produkte werden billig, schnell und in großen Massen produziert und günstig an den Kunden verkauft, der diese auch wieder schnell aussortiert. Dieser Mechanismus hat Unmengen an Textilabfall zur Folge, weltweit sind es jährlich über 90 Millionen Tonnen.
Um dem Problem und den damit anfallenden Kosten für die „carlas“ entgegenzuwirken, überprüft „carla“ Krems seit Mitte März bereits bei der Abgabe die Sachspenden und informiert die Spender noch vor Ort, welche Artikel verwertbar sind. Die neue Kampagne „Ist deine Spende einwandfrei, wird daraus Freude und das für zwei!“ soll nun landesweit die Spenderinnen und Spender dafür sensibilisieren, welche Waren gespendet werden können und welche nicht.
„Wir wissen, die meisten, die Sachen zu uns bringen, spenden sie mit guter Absicht und wollen anderen Menschen helfen und das Projekt der Kreislaufwirtschaft unterstützen. Oft fehlt aber das Wissen darüber, was gebraucht wird und was noch tragbar ist und was nicht“, so Riedl. Zur Aufklärung soll die Kampagne nun in Form von Social Media Reels, Plakaten und kurzen Videos, die in Kinos ausgespielt werden, beitragen.
Als Richtschnur für eine Textilspende gibt Monika Steiner, Leiterin des „carla“ Krems, folgende Überlegung mit auf den Weg: „Ich würde es auch selbst noch tragen oder meiner besten Freundin ohne schlechtes Gewissen übergeben.“
Luce Fiduccia
Autor:Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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