Myroslaw Rusy
Ukrainischer Caritas-Direktor zu Gast

Gottesdienst in Klosterkirche mit Schüler/innen.
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  • hochgeladen von Wolfgang Zarl

Mehrmals am Tag gibt es Luftalarme, dann schließen sofort die Kindergärten und die Geschäfte“, erzählt der Caritas-Direktor Myroslaw Rusyn aus der südwestukrainischen Diözese Uschhorod, der perfekt Deutsch spricht. Der griechisch-katholische Priester wirkt müde. Mit einem Kleinbus ist er auf Initiative von „Willkommen Mensch“ nach Amstetten gekommen, um eine Hilfslieferung abzuholen.

Man merkt ihm die Strapazen des vergangenen Jahres an. Die Kirche hilft den Menschen und vor allem den vielen Binnenflüchtlingen, wo sie nur kann, und hat viele aus dem umkämpften Osten aufgenommen. Von Kriegsbeginn an habe die Caritas viel geholfen und etwa mit der Hilfsorganisation ORA aus Ardagger Lebensmittel, Kleidung, Rollstühle und Hygienematerial verteilt, manches wird auch in die Ostukraine weitergeliefert. Unterstützung aus Österreich war von Anfang an da. Weiters habe die Caritas die chaotischen Zustände an den westlichen Grenzen durch rasche Hilfe zu bereinigen versucht und Kindern und Jugendlichen psychologische Hilfe zur Verfügung gestellt.

Teilnahme an Friedensgebet

Myroslaw Rusyn nahm an einem Friedensgebet mit 200 Teilnehmern in der St. Stephans-Kirche teil. „Wir wollten mit diesem Gebet in Amstetten ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine setzen“, berichtet Christian Köstler, einer der Organisatoren. Viele Teilnehmer spendeten für die Arbeit von Rusyn und für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien.

Auch wenn in seinem Diözesangebiet bislang nur eine russische Bombe explodiert ist, ist der Krieg im Alltag präsent: in den Medien, in der Sorge um die Angehörigen an der Front oder in der Vielzahl an Geflohenen. Der Geistliche wirkt ratlos auf die vielgestellte Frage, wann die Waffen schweigen.

Auf die Frage, ob es nicht besser sei, aufzugeben, um Leben und Hab und Gut zu schützen, betont er nachdrücklich: Die Ukrainie wird von den Russen angegriffen, die Menschen wollen nicht unter russischer Diktatur leben, sie wollen Freiheit und Frieden. Freie Meinungsäußerung und Demokratie seien unter russischer Herrschaft nicht möglich, Russlands Polizei und Geheimdienst würden die Menschen unterdrücken. Die Zukunft seines Landes sieht Rusyn in Europa und in der NATO – und er fordert die Rückgabe der besetzten ukrainischen Gebiete. Er wünsche sich ein normales, nachbarschaftliches Verhältnis zu Russland. Der Caritas-Direktor will Freiheit und Demokratie sowohl in der Ukraine als auch in Russland. Derzeit ist die Realität eine andere, er kennt viele Berichte von der Grausamkeit dieses Krieges.

Wertschätzung für Kirche

Der Priester verspürt bei den Menschen viel Angst und Hass, sieht aber auch gegenseitige Hilfe in der Ukraine. Die Kirche würde für ihre Hilfen und die Seelsorge geschätzt. Immer wieder kämen Fremde in die Gotteshäuser, um zu beten. Die Nähe zu Gott werde gesucht und es gebe ein stärkeres Bewusstsein für Geschwisterlichkeit und für ein Miteinander. Der Krieg schweiße die Menschen zusammen.

Die Nähe zu Gott wird gesucht und es gibt ein neues Gefühl für das Miteinander. Ist er eigentlich zornig auf Gott, dass dieser Krieg stattfindet? Nein, diese Handlungen seien freie Entscheidungen von Menschen. Der Geistliche dankt den Unterstützern vielfach für die Güter, die er bekommt, und für die Wertschätzung, die er erfährt.

Autor:

Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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