Franziskus, ein Krisenpapst
Sondern erlöse uns von dem Bösen

Papst Franziskus beim Kreuzweggebet 2017. 
 | Foto: Cristian Gennari/Romano Siciliani/KNA
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Franziskus, ein Krisenpapst. Kriege, Missbrauch, fundamentaler theologischer Dissens in der Kirche, Christenverfolgung auf der ganzen Welt. Was kann der Heilige Vater dagegen tun?

Kurz nachdem der Erste Weltkrieg ausbrach, verstarb der heilige Papst Pius X. und das Konklave musste seinen Nachfolger finden. Die Kardinäle entschieden sich für den Diplomaten Giacomo della Chiesa, der sich selbst den Namen Benedikt XV. gab und von der Welt „der Friedenspapst“ genannt werden sollte. Welchen Beinamen Papst Franziskus die Nachwelt verleihen wird, weiß man nicht. Wir wissen aber, dass Benedikt XV. seinen Titel nicht erhalten hat, weil seine Friedensbemühungen unbedingt erfolgreich gewesen wären, sondern weil er trotz der Aussichtslosigkeit nicht aufgehört hat, sich um Frieden zu bemühen.

Steht Franziskus heute nicht vor einer ähnlichen Situation? Zwei Krisen sind es, die den Heiligen Vater wie die ganze Welt in diesen Tagen besonders beschäftigen, die Kriege in der Ukraine und im Heiligen Land, und es stellt sich die Frage: Wie kann ein Mensch etwas ausrichten in zwei Krisenherden, die seit Jahrzehnten schwelen, immer wieder auflodern und jetzt drohen, alles in ihrer Nähe zu verzehren? Ist es nicht aussichtslos, um Frieden und Verhandlungen zu flehen, wie er es erst wieder beim sonntäglichen Mittagsgebet getan hat? Noch dazu, da sich der Vatikan heute wie damals zu Benedikts Zeiten in jeglicher Parteinahme vorsichtig zurückhält? Beim Schweizer Friedensgipfel letzte Woche unterzeichnete das Ökumenische Patriarchat das Schlusspapier und tat damit seine Zustimmung zum Vorgehen des Westens kund. Der anwesende Kardinalstaatssekretär unterließ dies. Papst Franziskus rief darüberhinaus vor einigen Wochen den Ukrainern die „weiße Fahne“ in Erinnerung. Das wurde ihm als Aufruf zur Kapitulation der Ukraine ausgelegt, eine weiße Fahne kann aber auch Verhandlungsbereitschaft symbolisieren. Wie aber will der Heilige Vater Frieden schaffen, wenn alles, was er anbieten kann, ein Appell zur Verhandlung ist?

Franziskus kämpft an vielen Fronten gleichzeitig.

Zusätzlich kämpft der Papst an der „Heimatfront“. Mitten im Missbrauchsskandal erbte er den Heiligen Stuhl von seinem Vorgänger Papst Benedikt XVI. Heute befindet sich Rom in fast andauernder Auseinandersetzung mit der deutschen Kirche, die im sogenannten Synodalen Weg Dinge einfordert, die laut der Glaubenskongregation nicht vereinbar sind mit dem Glaubensgut der Kirche. In China, wo 14 Millionen Katholiken leben, ist der Papst abhängig von einem kommunistischen Regime, das regelmäßig Priester in Umerziehungslagern festhält und ermordet.

Was tut Franziskus? Wie der Friedenspapst Benedikt XV. tut er vor allem eines nicht: Er schlägt sich in geopolitischen Fragen nicht auf eine Seite, er nimmt nicht teil am politischen Spiel der Staaten. 2014 sagte Franziskus beim Angelus: „Wir haben es mitunter recht eilig, andere zu verurteilen, da die Guten, da die Schlechten.“

Das Böse aber ist nicht im Menschen, wie Papst Franziskus betont. Es ist nicht die eigene Schwäche, nicht die eigenen Laster und schon gar nicht der andere Mensch, mit dem wir kämpfen müssen. Unser Ringen um das Gute kann nicht siegreich in dieser Art von Auseinandersetzung sein. Stattdessen ist es „der beständige Kampf gegen den Teufel, welcher der Fürst des Bösen ist“ (aus Gaudete und Exsultate), in dem wir siegen müssen. Dieser Sieg, so der Papst, gelingt uns aber nur in Christus: „Jesus selbst feiert unsere Siege.“

Es klingt schon fast nach einer Platitüde, zu sagen, Hass wäre nur durch Liebe besiegbar. Die christliche Botschaft, die Papst Franziskus in jeden Appell zum Frieden hineinträgt, sagt aber genau das und noch viel mehr: Was den Hass, das Böse wirklich besiegt, ist das Vertrauen auf die Liebe Gottes, um die wir im Gebet flehen, wenn wir bitten: „Sondern erlöse uns von dem Bösen.“ Das gilt für Kriege ebenso wie für Verfolgung und für Streit in den eigenen Reihen: Christus ist der Garant einer Einheit der Menschen in gegenseitiger Liebe, denn nur er kann uns vom Bösen erlösen.

Autor:

Kirche bunt Redaktion aus Niederösterreich | Kirche bunt

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