Familie
Gut haushalten
Dieser Tage muss man sich wohl öfter auf die Lippen beißen, wenn man eine Rechnung bekommt: „Was? So viel?“, möchte man am liebsten ausrufen. Die Preise steigen seit einigen Monaten rasant, und viele Familien spüren das jetzt zum ersten Mal.
„Kirche bunt“ hat bei den Expertinnen für Haushalt und Familie, drei Familienhelferinnen der Caritas, nachgefragt, wie man einen Überblick über die Finanzen bekommt, wie Eltern Geld sparen und trotzdem gesundes Essen auf den Tisch stellen können.
Die Kosten im Blick behalten
Wer einen vollständigen Überblick über seine Ein- und Ausgaben haben möchte, kommt um ein zumindest probeweise geführtes Haushaltsbuch nicht herum, weiß Maria Hörschläger von der Familienhilfe PLUS. Dafür sammelt man entweder alle Kassabons und trägt die Beträge ein oder man führt das Haushaltsbuch mit sich. „Dadurch sieht man genau, wofür man Geld ausgibt – und dass auch kleine Beträge in Summe viel ausmachen.“ Ein kostenloses Haushaltsbuch steht hier zum Download bereit: www.ooe.schuldnerberatung.at (unter „Infopoint“).
Ebenso wichtig sei es, meint die Leiterin der Familienhilfe PLUS, Sabine Bernegger, hin und wieder bestehende Verträge, Mitgliedsbeiträge und Abos zu überprüfen. Manche sind vielleicht veraltet oder werden nicht mehr gebraucht. Weil abzusehen ist, dass die Energiepreise weiter steigen, rät die Expertin dazu, das Geld für die Mehrkosten oder für einen eventuellen Umstieg auf andere Energieträger schon jetzt zur Seite zu legen. Und dann noch eine Warnung vor Krediten: Die Ratenzahlungen „läppern sich“ in so mancher Familie. „Unsere Eltern haben noch gespart, wenn sie etwas brauchten oder wollten.“
Bei Lebensmitteln sparen?
Ein sehr häufiger Fehler beim Einkaufen sei, Lebensmittel unorganisiert zu kaufen, sagt Familienhelferin Maria Scharner. Spontane Entscheidungen führen meist zu höheren Kosten: Es wird zu viel oder das Falsche gekauft, Lebensmittel bleiben über, häufige Fahrten verbrauchen mehr Energie.
Es klingt mühsam, geht aber eigentlich ganz schnell: einen Wochen-Speiseplan erstellen – am besten gemeinsam mit den Kindern, wie die Familienhelferin empfiehlt. Dadurch spare man mehr Geld, als man vielleicht denkt.
Wer ökonomisch haushalten will, kommt nicht umhin, Lebensmittel-Reste zu verwerten. Vor allem altes Gebäck, übrig gebliebener Reis oder Nudeln lassen sich relativ einfach in andere Gerichte verwandeln. „Ich konnte in vielen Familien schon für Aha-Erlebnisse sorgen!“, erzählt Maria Scharner. Anregungen für eine schmackhafte Resteküche findet man in eigenen Apps. Die Familienhelferin rät des Weiteren dazu, Speisereste früh genug einzufrieren. Jetzt nur zu billigen Lebensmitteln zu greifen, sieht sie hingegen skeptisch: „Besser hochwertige Lebensmittel, die man wertschätzt, als billig in Großpackungen kaufen und wegzuschmeißen!“
Bei Sonderangeboten empfiehlt Maria Hörschläger, nur zu Produkten zu greifen, die man sonst auch konsumiert, und die nicht verderblich sind. Der Kühlschrank sollte nicht voll gestopft sein, weil die hinten liegenden Lebensmittel leicht in Vergessenheit geraten und verderben. Von Mengenrabatten rät Sabine Bernegger ab.
Nachhaltig putzen
Zu viel Waschmittel reduziert nachweislich die Waschwirkung, daher: die Dosierungsangaben genau beachten! Maria Scharner empfiehlt, konzentrierte Mittel (deren Dosierung bei rund 50 ml liegt) oder überhaupt Konzentrate (die zuhause mit Wasser verdünnt werden) zu verwenden.
Teure Putzmittel sind meist nicht notwendig: Essig, Zitronensäure und Natron reinigen umweltschonend und billig. Und: „Lieber öfter putzen und mit weniger Chemie!“
Geschenke gezielt kaufen
An Geburtstagen und zu Weihnachten schenken Freunde und Familienmitglieder gerne neue Spielsachen oder andere Kleinigkeiten. Hier können Familien viel sparen, wenn sie sich mit den Schenkenden im Vorfeld absprechen. Ein Kind hat vielleicht schon viele Kuscheltiere, würde sich aber über eine Reitstunde sehr freuen.
„Eigentlich habe alle Kinder mehr als genug Spielsachen“, beobachtet Maria Scharner bei ihren Einsätzen. Weil es billig ist und jederzeit ersetzt werden kann, gehen viele Kinder nicht achtsam damit um. Der Tipp der Expertin: besser weniger Spielzeug, dafür hochwertiges kaufen; einen Teil der Spielsachen hin und wieder wegräumen und später im Wechsel mit anderen anbieten; Spielzeug nicht herumliegen lassen, weil es so leichter kaputtgeht.
Bescheiden leben
Zwei Wochen in Griechenland am Strand und in einem kleinen Hotelzimmer schwitzen? Nicht jeder Urlaub ist erholsam und kindgerecht. Oft genügt ein Ausflug zu einem See – oder ein Babysitter für ein paar Stunden –, um entspannt neue Kräfte zu sammeln.
Kinder sollten von klein auf lernen, Wasser zu trinken, meint Maria Hörschläger. Und auch die selbstgemachte Jause für die Schule (oder das Büro) sollte ebenso wie selbst gekochtes Essen selbstverständlich sein. Wer sparen muss, der sollte außerdem den Konsum von Zigaretten und Energydrinks sowie die Anschaffung von Haustieren hinterfragen.
Maria Scharner beobachtet in den Familien einen Trend hin zu mehr Nachhaltigkeit: So werden Milchprodukte nicht mehr gleich nach Erreichen des Mindeshaltbarkeitsdatums weggeschmissen, es wird regionaler und saisonaler eingekauft, der Einsatz von Chemie im Haushalt reduziert. „Es ist viel besser als vor 10 Jahren“, beobachtet die Familienhelferin.
Autor:Patricia Harant-Schagerl aus Niederösterreich | Kirche bunt |
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