20. Sonntag im Jahreskreis | 16.08.2020
Meditation

Foto: Grager

Der Katzenstreu-Blues
Ein Blick in den Geschirrspüler zeigt mir, dass dieser auch schon wieder aufs Ausgeräumtwerden wartet. Im Badezimmer piepst sich die Waschmaschine um den Verstand. „Ich habe fertig! Räum mich endlich aus!“ gibt mir das Gepiepse zu verstehen. Ich eile diensteifrig von Geschirrkorb zu Wäschekorb und von dort weiter zur Leine. Als alles hängt und das frische Geschirr verstaut ist, fällt mein Blick auf die Spüle, wo schon dreckiges Geschirr aufs Eingeräumtwerden wartet. Also geht es wieder von vorne los. Aber: das bisschen Haushalt … nicht wahr?
Im Vorraum stehen die Katzentoiletten für meine vierbeinigen MitbewohnerInnen. Und wie es eben so ist mit den lieben Mietzen: Nach dem Klogang düsen sie so enthusiastisch aus der Toilette, dass die Katzenstreu-Brösel nur so fliegen … und herniederregnen auf den frisch gekehrten Fliesenboden. Da helfen auch die Abtropftassen vor dem Katzenklo nur wenig. Wenn ich dann nach der Arbeit heimkomme, muss ich erstmal über einen Streuteppich zum Besen tappen und den Boden wieder begehbar machen.
Ach ja: Während ich noch an einem Ende des Vorraums kehre, kann ich mit Sicherheit sagen, dass eine der Katzen in eine Toilette steigen und unverrichteter Dinge und wie vom Floh gebissen wieder herausspringen wird, nur um eine Streuspur hinter sich her zu ziehen. Seufzend kehre ich weiter und lehne den Besen an die Wand – für später.
Ob Haushalt, Haustiere oder sonstige Routinen – unser Alltag besteht aus vielen mehr oder weniger spannenden Wiederholungen. Für manche Menschen bedeuten Routinen Sicherheit und Geborgenheit. Viele lieben und zelebrieren die eine oder andere Routine, wie kleine Zufluchtsorte und Oasen im restlichen Lebenstrubel. Andere langweilen sich schnell und sind stetig auf der Suche nach Abwechslung.
Ich persönlich schwanke zwischen dem notwendigen Übel von langweiligen Wiederholungen und dem beschützenden Gefühl von festen Abläufen. Manchmal resigniere ich. Dann steige ich wie von Blindheit geschlagen über den Streuteppich hinweg, lasse das Geschirr – ob dreckig oder sauber – links liegen, bis ich mich aufraffen kann. Ein anderes Mal beruhigt mich die Routine, etwas mit den gleichen Handgriffen immer wieder zu tun. Dann fließen die Gedanken, und Anspannung und Stress lassen nach.
Was für ein Mensch sind Sie? Was langweilt und was erdet Sie?

Katharina Grager

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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