32. Sonntag imJahreskreis | 10. November 2024
Meditation

Begräbnis des hl. Martin. Aus dem Freskenzyklus von Simone Martini, 1322/26, in der Basilika San Francesco (Unterkirche), Assisi
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Bischof Martin

Ein Abschnitt aus „Leben des heiligen Bekennerbischofs Martinus von Tours“ (gest. 397), verfasst ab ca. 395 vom Kirchenschriftsteller Sulpicius Severus.

Nun will ich mit der Erzählung der Wundertaten beginnen, die er als Bischof wirkte. Nahe beim Kloster lag ein Ort, den die Leute in der irrigen Anschauung, als wären dort Märtyrer begraben, zu einem Heiligtum gestempelt hatten.
Es stand daselbst auch ein Altar, den frühere Bischöfe errichtet hatten. Martinus schenkte aber nicht leichthin unerwiesenen Behauptungen Glauben. Er verlangte daher von den älteren Priestern und Klerikern, dass sie ihm den Namen des Märtyrers und die Zeit seines Martertodes angäben: es beunruhigten ihn ernste Bedenken, da keine übereinstimmende Überlieferung aus alter Zeit zuverlässige Bürgschaft bot.

Zunächst hielt er sich also eine Zeitlang von diesem Orte fern. So tat er einerseits der Verehrung keinen Eintrag, da er noch nichts Bestimmtes wusste, andererseits trat er aber auch mit seinem Ansehen nicht für die Volksmeinung ein, damit der Aberglaube nicht neue Nahrung erhalte.

Später begab er sich mit wenigen Brüdern an den Ort, trat an das Grab heran und betete zum Herrn, er möge ihm kundtun, wer hier begraben liege und was von seinem Tugendverdienst zu halten sei. Dann sah er neben sich einen schmutzigen Schatten mit drohender Gebärde. Martinus befahl ihm, Namen und Tugendverdienst anzugeben. Er nannte seinen Namen und gestand, dass er ein Verbrecher sei. Er sei ein Räuber gewesen und wegen seiner Freveltaten hingerichtet worden. Das Volk verehre ihn irriger Weise als Heiligen. Er habe mit den Märtyrern nichts gemein; ihr Anteil sei Himmelsherrlichkeit, seiner aber Höllenpein.

Merkwürdiger Weise hörten die Anwesenden wohl jemand reden, sahen aber niemand. Nachher erzählte Martinus, was er gesehen. Dann ließ er den Altar von dort wegschaffen. Auf diese Weise befreite er das Volk von jener irrigen, abergläubischen Verehrung.

Quelle: Bibliothek der Kirchenväter des Departements für Patristik und Kirchengeschichte, Universität Fribourg. – bkv.unifr.ch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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