32. Sonntag im Jahreskreis | 7. November 2021
Kommentar
Sind wir die, vor denen Jesus warnt?
Der nun weltweit in Gang gesetzte Prozess „Für eine synodale Kirche“ zeigt, dass es Papst Franziskus sehr ernst ist mit einer grundlegenden Erneuerung der Kirche. Die wichtigste Tätigkeit dabei ist für ihn das Hören. Im aufmerksamen und unvoreingenommenen Hören aufeinander, auf das Evangelium und auf den Heiligen Geist kann etwas Neues zum Vorschein kommen. Ein echtes Zuhören und Ernstnehmen der Wahrnehmung des anderen, ein ehrlicher Dialog hilft allen dabei, zu wachsen und sich
weiterzuentwickeln. Wenn dieser Prozess gelingt, wird das auch die Strukturen in der
Kirche nachhaltig verändern.
Dass geistliche Ämter sich von ihrem Wesen, dem Wohl der Gemeinschaft zu dienen, entfremdet haben, hat schon Jesus bei den Schriftgelehrten beobachtet. Und wir müssen uns alle selbstkritisch der Frage aussetzen: Gehöre auch ich zu denen, vor denen Jesus hier warnt? Die Versuchung, ein verliehenes Amt zu missbrauchen, um persönliche Vorteile daraus zu erwirken, um Anerkennung zu erheischen oder sich zu bereichern, lauert in jeder Menschenseele. Dass Jesus so hart mit solchen Verfehlungen ins Gericht geht, sollte uns sehr zu denken geben. Sie verursachen nicht nur Leid bei den betroffenen Menschen, sondern beschädigen auch die Botschaft des Evangeliums und die Glaubwürdigkeit der Kirche. Es handelt sich dabei auch nicht bloß um individuelles Versagen, sondern um eine strukturelle Sünde.
Am Beispiel der Witwe: Richtig wäre es wohl, ihre Spende abzulehnen und ihr etwas aus dem Opferkasten zu geben.
Alfred Jokesch
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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