Weltanschauungsfragen | Teil 6
Zurück zur Natur 2.0
Sind Ganzheitlichkeit und die Rückkehr zur Natur der heilbringende Weg?
Immer mehr Menschen verspüren in unserer hochtechnisierten und digitalisierten Welt die Sehnsucht nach einer Rückkehr „zur Natur“ und einem harmonischen Leben als Teil davon. Diese Sehnsucht nach Natur – oftmals auch verstanden als eine Rückbesinnung auf „natürliche Werte“ – ist ein Phänomen, das viele Bereiche des menschlichen Lebens umfassen kann. Aber nicht nur religiöse oder spirituelle Bedürfnisse und Vorstellungen sind dabei festzustellen, auch ökologische Bewegungen und entsprechende Überzeugungen spielen hier eine wichtige Rolle. Und je nachdem, ob sich Menschen als Teil der Natur verstehen oder als Subjekte, die über der Natur stehen, sind noch weitere Handlungsmuster zu erkennen.
In der Gegenwart spielt sich der Alltag vieler Menschen in geschlossenen Räumen und künstlichen Umgebungen ab. Diese Entfremdung von der Natur kann zu einem Gefühl der Isolation und der Entfernung von der „natürlichen“ Welt führen, was wiederum das Bedürfnis stärkt, vermehrt eine Verbindung mit der Natur herzustellen. Das Leben in unserer Zeit ist zudem oft hektisch und schnelllebig, was zu einem Gefühl der Überforderung führen kann. Eine Rückkehr zur Natur kann hier als ein Weg gesehen werden, um zu entschleunigen und zu entspannen. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass der Aufenthalt in der Natur Stress reduzieren und zum körperlichen Wohlbefinden beitragen kann – selbst wenn es sich dabei nur um einen zeitlich begrenzten Rückzug in die Natur handelt. Und nicht zuletzt empfinden viele Menschen die moderne Welt als oberflächlich und künstlich, weshalb eine Rückbesinnung auf die Natur auch dazu führen soll, wieder mehr Authentizität und Echtheit im eigenen Leben zu finden.
Dieser Wunsch nach einer Rückkehr zur Natur kann in verschiedenen Formen auftreten und in unterschiedlicher Intensität ausgelebt werden. Die Bandbreite reicht von einem nachhaltigen Lebensstil und einem entsprechenden Konsumverhalten bis hin zu ökologischen Bewegungen, die mit unterschiedlichen Mitteln und Methoden versuchen, die Natur zu bewahren und die Zerstörung der Natur durch den Menschen zu verhindern. All diese Entwicklungen verdeutlichen, dass die Sehnsucht nach Natürlichkeit und in gewisser Weise auch nach einer Rückkehr zur Natur ein tief verwurzeltes Bedürfnis in uns Menschen darstellt, das auf verschiedenen Ebenen erfüllt werden möchte.
Johannes Sinabell | Robert Wurzrainer
Online-Vortragsreihe
… und was glaubst du? 6. VortragDienstag, 18. April 2023, 19 Uhr
STIRBT DER TOD AUS?
Die Wissenschaft auf der Suche nach Unsterblichkeit
Dr. Marijan Orsolic
Weltanschauungsfragen Diözese St. Pölten,
Theologe, Religionspädagoge
Mein Beitrag
Robert Wurzrainer
ist Religionswissenschaftler und Referent für Weltanschauungsfragen in der Erzdiözese Wien.
- Ist der Wunsch nach „Natürlichkeit“ ein allgemeines Bedürfnis des Menschen?
Der Wunsch nach Natürlichkeit und die Rückbesinnung auf die Natur umfasst verschiedene Lebensbereiche sowie Bedürfnisse des Menschen, wie zum Beispiel Gesundheit oder Spiritualität. Aber auch dahinterliegende Intentionen können dieses Bedürfnis verstärken, wie zum Beispiel der Wunsch nach Einfachheit und Klarheit.
- Was kann als Gegenteil von „Natur“ bezeichnet werden?
Unter anderem kann der Begriff der Technik als Gegenteil von Natur bezeichnet werden, da die Technik vom Menschen gemacht wird und nicht auf „natürliche“ Weise entstehen kann. Ein weit gefasster Technikbegriff beinhaltet in diesem Verständnis alle Gegenstände, die aus planvoller menschlicher Tätigkeit hervorgehen.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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