Adventserie Zuversicht | Teil 4
Wir brauchen einander
Zuversicht als innere Kraft - Adventserie Teil 4 von Melanie Wolfers
In den USA wurde vor vielen Jahren eine bemerkenswerte Studie erstellt. Soziologen hatten Bewertungen über die zu erwartende Zukunft von insgesamt 200 männlichen Jugendlichen erstellt, die in den Slums von Baltimore lebten. In jedem einzelnen Fall lautete das Ergebnis: „Der Junge wird keine Chance haben.“ Fünfundzwanzig Jahre später wurde die Studie überprüft,
was aus diesen Jugendlichen geworden war. Das Ergebnis: Mit Ausnahme von zwanzig Jungen, die weggezogen oder gestorben waren, hatten fast alle weiteren einen mehr als ungewöhnlichen Erfolg als Anwälte, Doktoren
und Geschäftsleute erlangt.
Man beschloss, die Angelegenheit weiter zu verfolgen. Glücklicherweise konnten alle Männer aus der damaligen Studie befragt werden: „Wie erklären Sie sich Ihren Erfolg?“ Jeder von ihnen antwortete: „Es gab da eine Lehrerin.“
Die besagte Lehrerin konnte ausfindig gemacht werden – man fragte die alte Dame, welche magische Formel sie benutzt habe, um diese Jungen aus
den Slums herauszureißen, hinein in erfolgreiche Leistungen. Die Augen
der Lehrerin funkelten, und auf ihren Lippen erschien ein leises Lächeln.
„Es war wirklich ganz einfach“,
sagte sie. „Ich liebte diese Jungen.“
Vertrauensvolle Beziehungen.
Von dieser Studie aus Baltimore habe ich vor vielen Jahren gelesen, und sie geht mir nicht aus dem Kopf. Auf beeindruckende Weise zeigt sie: Wenn wir Menschen einander wohlwollend-anerkennend begegnen, dann liegt darin eine kreative Kraft! Die Hoffnung, die wir für andere hegen, ist ein schöpferisches Potenzial.
Und darin liegt eine zentrale Quelle von Zuversicht: vertrauensvolle Beziehungen!
Die Lehrerin erkannte und anerkannte vorausschauend, welche Fähigkeiten und Entwicklungspotenziale in ihren Schülern schlummerten. Und dadurch ermöglichte sie diesen zu zeigen, was in ihnen steckt.
Sie konnten entfalten, was sie bis dahin noch nicht waren. Darin liegt die bedeutendste Wert-Schöpfung, zu der wir Menschen fähig sind!
Vertraut uns eine Person, und traut sie uns etwas zu, dann festigt das unser Vertrauen in uns selbst und unsere Fähigkeiten. Gerade in Krisen – wenn sich das Selbstvertrauen so groß anfühlt wie ein Zwerg mit Hut –, tut es unendlich gut, wenn man erfährt: „Da glaubt jemand an mich und daran, dass ich die Situation bewältigen kann!“ Ich persönlich erinnere mich an lange, dunkle Monate. Wie wohltuend wirkte es, dass es Menschen gab, die an mich geglaubt haben. Und die stellvertretend für mich gehofft haben, dass es einen neuen Morgen geben wird.
Zuwendung schenken.
Natürlich lassen sich solche Begegnungen nicht herstellen oder einfordern! Sie sind ein Geschenk. Doch wir können uns Zeit nehmen, um tragfähige Beziehungen zu pflegen. Und wir können selbst den Anfang machen, anderen in dieser wert-schöpferischen Weise zu begegnen. Ihnen Zuwendung und Zeit schenken;
das Schöne und Große in ihnen vorausahnend entdecken und anerkennen; „herauslieben“ – und übrigens ganz nebenbei aus der Begegnung selbst gestärkt herausgehen.
Dieser Beitrag ist ein Auszug aus dem Buch:
Melanie Wolfers „Zuversicht – Die Kraft, die an das Morgen glaubt.“ Verlag: Bene!,
3. Auflage 2021, S. 98–100
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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