Adventserie Zuversicht | Teil 1
Wie lässt sich Zuversicht stärken?

Jeder Morgen birgt die Chance in sich, dem Tag „singend“ und zuversichtlich ­entgegenzugehen.
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Teil 1: Zuversicht als innere Kraft - von Melanie Wolfers

Zuversicht ist eines unserer größten seelischen Potentiale, und wir brauchen ihre Kraft heute mehr denn je. Der Advent ist eine Chance, das Licht der Zuversicht ins eigene Leben hineinzulassen und anderen weiterzugeben. Doch warum fällt das oft so schwer? Dazu eine kurze Geschichte:

Eines Tages kam ein Professor in das Seminar und schlug überraschend einen Test vor. Er verteilte das Aufgabenblatt, doch zur Verwunderung aller gab es keine Fragen – nur einen schwarzen, unregelmäßigen Punkt ungefähr in der Mitte der Seite.
„Ich möchte Sie bitten, aufzuschreiben, was Sie auf dem Blatt sehen“, sagte der Professor.
Die Studierenden waren verwirrt, begannen jedoch mit ihrer Arbeit.
Nach einiger Zeit sammelte der Professor alle Antworten ein und begann sie laut vorzulesen.
Alle hatten ohne Ausnahme den schwarzen Punkt beschrieben – seine Position in der Mitte des Blattes, seine Größe und Form usw.
Nun lächelte der Professor und sagte:
„Ich wollte Ihnen eine Aufgabe zum Nachdenken geben. Niemand hat etwas über den weißen Teil des Papiers geschrieben. Jeder konzentrierte sich auf den schwarzen Punkt – und das Gleiche geschieht in unserem Leben.
Wir haben ein weißes Papier erhalten, um es zu nutzen und zu genießen, aber wir konzentrieren uns immer auf die dunklen Flecken.“

Problem der Einseitigkeit
Zahlreiche Studien belegen: Die menschliche Wahrnehmung arbeitet unzuverlässig. Dazu gehört auch die einseitige Konzentration auf das Negative. Unser Gehirn beschäftigt sich wie von selbst vor allem mit den „dunklen Punkten“: Mit dem, was fehlt oder belastet – ein Konflikt, ein cholerischer Chef, gesundheitliche Beschwerden – oder mit dem, was in Welt und Kirche schiefläuft. Das Positive hingegen gerät, ähnlich wie das weiße Papier, schnell aus dem Blick.

Der Negativfokus hat durchaus sinnvolle Gründe! Das Problem liegt in der Einseitigkeit. In der Folge erscheint die Wirklichkeit negativer, als sie ist: gefährlicher, dunkler, schlechter, katastrophaler. Und dies schwächt unsere Zuversicht. Es braucht beides: den Blick auf das Negative und Schwierige und die Aufmerksamkeit für das Positive und Mutmachende.

Gewohnheit durchbrechen.
Die eigene Zuversicht zu stärken, beginnt also mit der Frage: Wie nehme ich die Welt wahr? Um die Gewohnheit zu durchbrechen, sich vor allem auf das Problematische zu konzentrieren, kommt dem Tagesbeginn eine besondere Bedeutung zu. Jeder Morgen bietet die Chance, die eigene Aufmerksamkeit in eine bestimmte Richtung zu lenken und sich für einen Fokus zu entscheiden. Mir persönlich hilft ein lyrischer Text des Dichters Andreas Knapp, den ich mir jeden Morgen in Erinnerung rufe, indem ich ihn leise vor mich hinspreche. In diesem Gedicht namens „Laudes“ heißt es:

Wenn nach Schreckstunden des Dunkels
der Morgen die Augen aufschlägt
geh ihm singend entgegen
erwache ins Lob
und das Lob weckt dir die Welt
dass sie dir singe.


Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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