Priester - Hobbys | Teil 03
Wie eine Glucke ihre Küken sammelt und schützt

Viel Federvieh. Pfarrer Horst Hüttl im Hühnerhof, dahinter die Kirche von Übelbach. | Foto: Gerd Neuhold, Sonntagsblatt
  • Viel Federvieh. Pfarrer Horst Hüttl im Hühnerhof, dahinter die Kirche von Übelbach.
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Das SONNTAGSBLATT im Gespräch mit Horst Hüttl, Pfarrer von Übelbach und Deutschfeistritz.

Piepelipip, piepelipi.“ Ein Mann mit einem Kübel in der Hand steht im großen Hühnerhof beim Pfarrhof in Übelbach, und das bunt gemischte Federvieh flattert ihm aufgeregt entgegen. Der Tag von Horst Hüttl beginnt mit seinen gefiederten Lieblingen, im Sommer oft schon gleich nach dem Sonnenaufgang. Denn vor der Frühmesse müssen erst einmal die Tiere versorgt werden. Die Begeisterung für die Hühnerzucht reicht beim Pfarrer von Übelbach und Deutschfeistritz weit zurück in die eigene Geschichte. „Mit sechs Jahren habe ich von einem Freund meine ersten beiden eigenen Hühner geschenkt bekommen“, erzählt er und zeigt ein Foto vom kleinen Horst, der liebevoll auf ein Hendel auf seinem Arm schaut.

Seit dieser Zeit bestimmen „Kirchendienst und Hühnerzucht“ sein Leben. Die franziskanische Spiritualität, die er schon als Minist-rant im Kapuzinerkloster Leibnitz kennen lernte, verleiht der äußeren landwirtschaftlichen Tätigkeit auch innere Tiefe. Biblische Bilder werden dabei für ihn konkret. Etwa das vom guten Hirten oder auch dass Gott selbst wie eine Glucke ist, die ihre Küken sammelt und schützt. Ein großes Anliegen des tierfreundlichen Pfarrers: „Gott, der Schöpfer allen Lebens, verbindet uns geschwisterlich, daher sollen auch Nutztiere mit Respekt behandelt und artgerecht gehalten werden.“ Das bedeutet einen sorgsamen Umgang mit der Schöpfung und ihrem Potenzial, die konsequente Vermeidung von Giften und die Umwelt verletzenden Substanzen. „Auch die nachfolgenden Generationen haben ein Recht auf eine lebenswerte und intakte Welt. Unsere Ansprüche sollen dort enden, wo sie zum Schaden für die Zukunft werden.“

Hendel ist letztlich doch gleich Hendel, möchte man annehmen – aber nicht für einen Spezialisten wie Horst Hüttl. Die Zucht und der Erhalt alter und seltener Rassen faszinieren ihn. „Man glaubt ja gar nicht, was es da für eine Vielfalt gibt: Nackthalser, eine alte südsteirische Rasse, oder blaue Italiener, Sussexhühner oder Wyandotten. Alle sehen sie anders aus, haben ihre besonderen Eigenheiten, und Kreuzungen sind auch optisch spannend.“

Die Anzahl der Tiere in Hüttls Hühnerhof variiert, „aber über 200 sind es eigentlich immer“. Wovon nicht alle Legehennen sind. Deshalb kann die Ausbeute an Eiern sehr unterschiedlich sein. „Jetzt im Herbst vielleicht um die 20 pro Tag, im Frühjahr können es aber auch 90 sein.“ Die er leicht an den Mann und die Frau bringt, denn die Menschen mögen diese Hühnereier, „weil sie sehen, dass es den Tieren hier wirklich gut geht“. Manchmal klingt vielleicht leise die Frage an, ob der Herr Pfarrer nicht zu viel Zeit an seine Landwirtschaft verschwendet. Aber an einem „klassischen Tag“, so erklärt er, braucht er ungefähr eine dreiviertel Stunde dafür. Pro Jahr verfüttert er aber immerhin 7000 Kilo Mais.

Horst Hüttl beginnt den Tag nicht nur mit seinen Tieren, er beendet ihn auch mit ihnen. Denn abends klopfen seine Gänse am Fenster des Pfarrhofs an. „Ich sage dann: wurl, wurl, gehen wir schlafen, und sie gehen in den Stall.“

Gisela Remler

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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