Priester - Hobbys | Teil 11
Weihnachten ist nicht Geschenk und nicht Glitzer
Das SONNTAGSBLATT im Gespräch mit Robert Schneeflock, Pfarrer in Breitenau.
Die Krippe ist Beweis, dass es mir wieder gut geht.“ Robert Schneeflock steht vor seinem Meisterwerk, das im Pfarrhof der Breitenau fast die ganze Breitseite eines Zimmers einnimmt, und kann nicht wirklich erklären, wie die ganze orientalische Stadt im Kleinformat, die nun hier steht, zustande gekommen ist. Plan macht er für seine Krippen keinen, das wächst dann und ist fertig, „wenn ich zufrieden damit bin“.
Profaner Grundstoff ist Styropor, ein Dämmstoff, den man in jedem Baumarkt bekommt. „Er ist ganz besonders leicht und lässt sich ohne Probleme verarbeiten.“ Mit dem Stanleymesser werden die Strukturen der Häuser herausgeschnitzt und alles zusammengebaut. Wer die hässlichen rosa Platten sieht und dann das fertige Kunstwerk betrachtet, kann nur staunen. Aber es sind auch sehr viele einzelne Arbeitsgänge notwendig, bis die Häuser so aussehen, mit allen liebevollen Einzelheiten bis hin zu den Lichtern, denn einzelne Bereiche der Krippe sind auch beleuchtet.
Zuerst kommt der Rohbau, dann wird alles mit Spachtelmasse verputzt und im ersten Schritt bei der Farbgebung mit weißer Dispersion bemalt. Dann kommen die weiteren Schritte. „Es hängt davon ab, ob es eine Abend- oder Morgenstimmung haben soll. Ich geh dann schon x-mal mit Lasuren drüber und schau mir das immer wieder bei anderem Licht an.“ Für einen gewissen Farbton, den Robert Schneeflock erreichen wollte, hat er auf Tee als Farbe zurückgegriffen.
Bei diesen Spielereien kann der Pfarrer auf Erfahrungen aus seinem ersten Beruf zurückgreifen. Gelernt hat der in Birkfeld Geborene nämlich Maler und Anstreicher, bevor er seine Berufung zum Priester entdeckte. Das Krippenbauen hat er von Waltraude Lechner, Krippenbaumeisterin und Obfrau vom Verein der „Krippenfreunde Oststeiermark“, gelernt, der „Chefin“, wie Robert Schneeflock sie nennt. 2003 hat er bei ihr seinen ersten Krippenbaukurs besucht. Seine Liebe galt schon immer der orientalischen Krippe. „Die alpenländische ist mir viel zu kompliziert“, sagt er, obwohl auch die Stadt über seiner Krippe bis ins letzte Detail ausgestaltet ist. Da sind Teppiche, die eigentlich zu einer Puppenküche gehören und – damit sie nicht zu neu ausschauen – nachgedunkelt wurden.
Weihnachten wird lebendig, wenn man es mit Robert Schneeflocks Augen betrachtet: Maria muss nicht auf Steinen sitzen, sondern hat Decken untergelegt bekommen, „damit ihr nicht zu kalt ist“. Das Weihnachtsevangelium war schon immer eine meiner Lieblingsgeschichten, sagt er. „Was da drinsteckt, ist Dynamit, haarsträubend positiv.“
Seine Krippen stellt Robert Schneeflock gern als Preis bei Pfarrfesten zur Verfügung und baut sie dann nach Maß. Für eine in der Größe 40 mal 50 braucht er geschätzte 40 bis 45 Stunden. Er zeigt auch eine Passionskrippe her, eine ganz spezielle Kreation. Auf einer runden Grundplatte, die sich dreht, hat er vier Bilder gestaltet: Einzug in Jerusalem, Letztes Abendmahl, Kreuzigung und Auferstehung. Und die Strukturen für die nächste Stadt sind auch schon in rosa Platten geschnitzt.
Gisela Remler
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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