Advent mit Sepp Forcher | Teil 04
Vom Räuchern und vom Jahreswechsel

Foto: Fredrik von Erichsen

Als Kind im Schülerheim in der Stadt Salzburg in den 1940er Jahren war es für mich stets eine große Freude, in den Weihnachtsferien nach Hause auf die von meinen Eltern bewirtschaftete Schutzhütte zu kommen. Vom Bahnhof Pfarrwerfen hinauf war es normalerweise ein Fußmarsch von drei Stunden. Ich habe oft länger gebraucht, besonders bei viel Schnee. Einmal brauchte ich zehn Stunden. Mein Vater war Bergführer und hat sich gedacht: So hart kann es gar nicht hergehen, dass es dem Buben schadet.

Meinem Vater war Religion nicht besonders wichtig, aber das traditionelle Räuchern rund um Weihnachten und Neujahr war für ihn selbstverständlich. Er hat sogar am Dachboden geräuchert und im Keller. Der Vater ging mit dem Weihrauchfass vor, und ich durfte mit dem Weihbrunnen und einem Tannenästchen hinten nach gehen und alles mit Weihwasser besprengen. Man wächst in die Sachen hinein, indem man assistieren darf.

Zu Silvester habe ich später als Wirt immer schauen müssen, dass das Geschäft gut läuft. Das Schönste war für mich, als ich erstmals die Nacht des Jahreswechsels durchschlafen konnte. Auch heute bleiben meine Frau und ich eigentlich nie bis Mitternacht durchgehend auf. Ein gutes neues Jahr kann man sich auch am Neujahrsmorgen noch wünschen.

Am Dreikönigstag haben wir früher immer gesagt: Du merkst schon, dass die Tage wieder länger werden. Der Weihnachtsschmuck bleibt dann bei uns immer noch traditionell bis Mariä Lichtmess hängen. Dann ist die Weihnachtszeit für uns 
endgültig vorbei.


Sepp Forcher ist der bekannte TV-Moderator von „Klingendes Österreich“. Als Sohn Südtiroler Eltern kam er 1940 ins Land Salzburg. Er war unter anderem Bergführer, Hütten- und Stadtwirt. Forcher ist heute auch erfolgreicher Buchautor. Zuletzt erschien: „Das Glück liegt so nah. Warum wir auf Österreich stolz sein können“ (Brandstätter-Verlag).

 

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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