Kinderfragen zum Glauben | Teil 02
Sieht Gott alles?
Judith hat im Religionsunterricht gehört, dass Gott immer für die Menschen da ist und sie nie allein lässt. Aber wie war das gestern, als sie ihrer kleinen Schwester Klara ein Stück Schokolade stibitzt hat, weil es so verlockend auf dem Küchentisch lag? Klara war nachher ganz traurig, und Judith hat sich geschämt. „Hat Gott das auch gesehen?“, fragt sie am Abend ihre Mama. Die Mutter versteht sie: Es kann einem ja auch Angst machen, wenn man sich von jemand dauernd beobachtet fühlt.
Gott ist aber keine große Kamera, die dauernd auf uns gerichtet ist und alles aufzeichnet. Gott ist auch nicht wie einer, der alles aufschreibt und uns deswegen den ganzen Tag beobachtet. Als ob er nichts anderes zu tun hat! Es gibt auf der Erde Milliarden Menschen, alle Menschen leben ihr ganz eigenes Leben. Sie machen Fehler, tun Gutes, manchmal sind sie traurig, manchmal fröhlich.
Segen. Als kleines Kind hat man mir etwas ganz Falsches über Gott gesagt. Nämlich, dass er dauernd aufpasst, was ich falsch mache, und dass er dann eines Tages, wenn ich sterben werde, mit mir schimpft. Gott ist aber dazu nicht da. Gott ist nicht ein kleinkarierter Weltpolizist. In der Bibel hören wir ganz andere Töne: Aaron segnet das Volk Israel mit folgenden Worten: „Der Herr segne dich und behüte dich, er lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.“ Gott sieht uns also ganz anders. Er lässt sein Angesicht leuchten über uns, er meint es gut mit uns, er ist für uns wie angenehm leuchtendes Licht. Er ist immer bei uns, er ist mit uns und nicht gegen uns.
So gesehen ist es sogar wunderbar, wenn Gott alles sieht. Er sieht, wie wir aufwachsen, er sieht, was uns gelingt, er sieht auch, was uns nicht gelingt, wo wir Schwierigkeiten haben. Und gerade dann wendet Gott sich nicht ab.
Schutz. Gerade wenn es schwierig wird im Leben, dann ist Gott ganz bei uns. Manchmal merken wir dies nur nicht. Wenn wir ganz traurig sind und Tränen in den Augen haben, sehen wir Gott nicht, aber er lässt uns nicht im Regen stehen. Gerade dann beschützt er uns, auch wenn wir es nicht merken.
Es ist also eine große Freude für uns, dass Gott uns ansieht, auch wenn wir von anderen übergangen werden und sie uns nicht freundlich anschauen. Er ist immer da.
Wer bin ich, wenn mich niemand anschaut? Ich freue mich, dass Gott nachschaut, wie es mir geht, dass ich immer mit ihm verbunden bin – so wie ein Baby im Bauch seiner Mutter mit der Nabelschnur mit ihr verbunden ist. Babys sind darauf angewiesen, dass sie immer wieder dasselbe vertraute Gesicht der Mutter, des Vaters oder der Geschwister anschaut. Schritt für Schritt erkennen sie dann die vertraute Stimme und das Lächeln, das es gut mit ihnen meint. Kinder, die das nicht erleben können, werden in ihrer Entwicklung nicht genügend unterstützt.
Gebet. So ist es gut, dass Gott mich anschaut, dass ich Schritt für Schritt erkennen kann, dass er es gut mit mir meint und er sich nicht abwendet, wenn es schwierig ist in meinem Leben oder wenn ich Fehler, vielleicht große Fehler gemacht habe.
Ich kann ihm am Abend vor dem Einschlafen sagen: „Schau mich an, lieber Gott, so war heute mein Tag. Das ist mir gelungen, und da habe ich einen großen Fehler gemacht. Leuchte du mir mit deinem Licht, dass mir manches morgen besser gelingt. Ich freue mich, dass du alles siehst, was in meinem Leben so passiert, und dich nicht abwendest.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.