Ketzer - Unruhestifter des Glaubens | Teil 03
Origenes – Kirchenvater, Feuergeist, Ketzer
Geboren um 185 in einer wohlhabenden Familie, wurde Origenes in Alexandria in Ägypten christlich erzogen und in den Wissenschaften seiner Zeit umfassend gebildet. Bereits als Kind setzte er durch seine Fragen zur Heiligen Schrift Menschen in Erstaunen. Origenes’ Vater Leonides starb bei einer Christenverfolgung 202. Origenes’ Mutter hielt ihren Sohn durch das Verstecken seiner Kleider davon ab, ebenso Märtyrer zu werden. Als junger Mann unterrichtete Origenes Katechumenen, also Taufbewerberinnen und Taufbewerber. Er verließ diese auch in Verfolgungszeiten nicht. In Auslegung von Mt 19,12 ließ er sich kastrieren (diese Tatsache oder dieses Gerücht ist historisch umstritten).
In einer Metropole der spätantiken Welt
Origenes lehrte am Didaskaleion in Alexandria, gleichsam der ersten Schule für Theologie zur Ausbildung von Katecheten. Er war ein begnadeter Lehrer, und viele drängten in seine Vorlesungen. Das Christentum wurde für gebildete Kreise interessant. Mit seinen Schülern studierte Origenes auch die Schriften der alten Dichter und Philosophen. Er war überzeugt, dass zum Studium des Wrtes Gottes nicht weniger als die Bildungstradition seiner Zeit aufzubieten sei. Origenes selbst lebte arm und asketisch, er verzichtete auf Sandalen und Wein, er fastete und betete viel.
Lehrverbot und Übersiedelung
Um 230 wurde Origenes auf Reisen vom Bischof von Cäsarea in Palästina zum Priester geweiht. Der Bischof von Alexandria ließ Origenes daraufhin die Presbyterwürde aberkennen. Origenes erhielt Lehrverbot und wurde aus der Gemeinde von Alexandria ausgeschlossen. Er verließ seine Heimatstadt und gründete eine neue Schule in Cäsarea, die zu einem geistigen Brennpunkt und zur Ausbildungsstätte der Bischöfe des Orients wurde. Während der Christenverfolgung unter Kaiser Decius wurde Origenes 250 gefangen genommen und gefoltert. Er starb vermutlich 254 an den Folgen seiner Verletzungen.
Umstritten und verurteilt
Dank der Bekehrung eines vermögenden Mannes stand Origenes ein Schreibbüro mit sieben Schnellschreibern zur Verfügung, dazu Kopisten und Schönschreiberinnen, die seine Vorlesungen, Predigten und Briefe aufzeichneten. Sehr viele seiner zahlreichen Schriften – Eusebius zählte 2000 – wurden vernichtet, nachdem Origenes am 5. Ökumenischen Konzil von Konstantinopel 553 als Irrlehrer verurteilt worden war. Das Anathema, der Kirchenbann, wurde im Lauf der Zeit nicht nur einmal über ihn ausgesprochen. Er selbst hatte die schon zu seinen Lebzeiten umstrittenen und später verurteilten Lehren als zu diskutierende offene Fragen (griech. problemata) und nicht als „Glaubenslehren“ (griech. dogmata) verstanden.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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