Ehrenamt im Fokus | Teil 1
Offen, ehrlich und wertschätzend
Was braucht es, um bei der Arbeit mit Ehrenamtlichen eine gute Kommunikationskultur aufzubauen? Rosa Hojas berichtet von ihren Erfahrungen:
Ich wage einmal einen anderen Blickwinkel und sage: Mit folgenden Verhaltensweisen kann man eine Kommunikationskultur mit Ehrenamtlichen ganz sicher kaputt machen: Man übergibt die Arbeitsaufgabe und ist froh, dass man sie los ist. Man geht davon aus, dass diese Aufgabe bis zum Lebensende übernommen wird. Man leistet keine weitere Begleitung, denn schließlich hat man am Anfang eh gesagt, wie es sein soll. Und da gäbe es noch mehr Beispiele. Ich denke, sie machen deutlich, was ich persönlich im Bereich einer guten Kommunikationskultur für wichtig halte:
- Eine wertschätzende Beziehung: Im Gespräch bzw. Kontakt sein, auch wenn man unterschiedlicher Meinung ist.
- Ausreichend Zeit: Gute Kommunikation kann nicht „weggespart“ werden.
- Eine Strategie: In welcher Häufigkeit und wie bin ich gut im Kontakt? Da erlebe ich Ehrenamtliche sehr unterschiedlich, und es braucht eine gute Strategie, um niemanden zu übersehen.
Hinter diesen Elementen der Kommunikationskultur stehen für mich drei wichtige Haltungen:
- Jede und jeder ist wichtig und hat etwas Wesentliches einzubringen. So wie in einem Körper die verschiedenen Körperteile und Organe zusammenarbeiten, so ist es auch mit dem Zusammenspiel Ehrenamtliche mit anderen Ehrenamtlichen oder Hauptamtlichen. Jede/r bringt etwas Wichtiges ein, das es sonst nicht gäbe.
- Miteinander auf Augenhöhe sein ist die logische Folge daraus. Ehrenamtliche sind keine „HelferInnen“, sondern aufgrund der Taufe berufene ChristInnen.
- Offenheit und Ehrlichkeit in einer wertschätzenden Sprache sind notwendig, um Unstimmigkeiten klar und vor allem früh genug zur Sprache zu bringen – immer die Würde der Person achtend.
Ehrenamtliches Engagement im kirchlichen Bereich ist nicht selten mit dem Wunsch verbunden, auch im Glauben zu wachsen. Auch deshalb sind Austausch und Gespräch so wesentlich: Nicht nur über die „Arbeit“, sondern auch über alle möglichen Themen, die Ehrenamtliche gerade beschäftigen. Immer wieder taucht zum Beispiel das Thema „Nur wenn ich was leiste, bin ich anerkannt/geliebt!“ auf oder auch die Frage nach der Spannung zwischen Selbstfürsorge und Engagement für andere, in der man sich als Ehrenamtliche/r oft befindet. Diese Fragen können als Ausgangspunkte für Reflexionsgespräche hergenommen werden, die man immer wieder führen sollte.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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