Priester - Hobbys | Teil 08
Mit großer Ehrfurcht vor dem Instrument
Das SONNTAGSBLATT im Gespräch mit Alois Kowald, Pfarrer von Graz-Münzgraben und Graz-St. Josef.
Wegschauen kann man immer, aber weghören nicht.“ Das ist der Hauptgrund, warum sich Alois Kowald, wenn er auf der Orgel spielt, unter „ständiger Beobachtung“ fühlt. Der neue Pfarrer von Münzgraben und St. Josef in Graz hat mit 14 Jahren begonnen, ein Instrument zu lernen. „Damals hat mir mein Vater ein gebrauchtes Klavier geschenkt.“ In Ottendorf ließ ihn der damalige Pfarrer „tagelang auf der Orgel spielen“ und bezahlte ihm auch, als er das schlummernde Talent des jungen Burschen erkannte, ein Jahr lang die Musikschule in Ilz. „Aber im Grunde bin ich Autodidakt.“
Mittlerweile allerdings ein studierter, denn seit 2008 macht Alois Kowald eine Ausbildung am Konservatorium für Kirchenmusik der Diözese Graz-Seckau, die wesentlich mehr umfasst als den reinen Orgelunterricht, unter anderem Chorgesang, Stimmbildung und Dirigieren. „Einmal in der Woche dadurch aus dem Pfarrbetrieb herauszusteigen, da bekommt man eine gewisse Distanz zum üblichen Tagesablauf und sieht ganz andere Leute.“
Das Musizieren kann einem darüber hinaus vieles beibringen. Man werde demütig dabei, komme zu einem Anerkennen der Wirklichkeit und lerne auch die eigenen Grenzen kennen. „Wenn ich mich vorbereitet hab’ und mich hineingegeben hab’ beim Spielen, dann darf man sich nicht ärgern, wenn man bei der Prüfung nicht perfekt ist.“ Musik trachte zwar nach Perfektion, aber gerade Fehler machen eben die Wirklichkeit aus. „Der liebe Gott hat uns als Wesen mit Grenzen geschaffen. Ich vergebe anderen und mir, und wir fallen nicht aus seiner Liebe heraus.“
Kein Wunder, dass der Wunsch nach einem ordentlichen Instrument für den Gottesdienst für einen Kirchenmusiker immer wesentlich war. „Das Orgelspiel soll den Leuten helfen zu feiern.“ In seiner früheren Pfarre Gleisdorf hat er deshalb den Bau einer Orgel mit 40 Registern initiiert, die 2002 eingeweiht wurde. Keine einfache Geschichte. „So ein Projekt braucht schon vier bis fünf Jahre Vorlaufzeit, der Kostenpunkt lag ungefähr bei 400.000 Euro.“ Aber natürlich misst man die Zeit, die eine Orgel hält, „wenn man gut auf sie schaut, auch in Jahrhunderten“. Dabei erinnert sich Alois Kowald wieder an einen Ausspruch seines alten Pfarrers: „Am schwierigsten ist eine Innenrenovierung zu finanzieren, eine Orgel ist schon leichter, und am einfachsten ist eine Glocke.“
Die Vorbereitung für die Orgelstunde im Konservatorium findet auf einer elektronischen Orgel statt. So ist es möglich, kurze Pausen im Tagesablauf zu nutzen. Geübt wird grundsätzlich zu Hause und gespielt in der Kirche. Trotzdem hat sich Alois Kowald auf der Orgel immer wieder einmal ausgetobt. Wenn in der Pfarre etwas nicht so gelaufen ist, wie es sein hätte sollen, und er grantig war, hat er einmal eine Stunde ordentlich in die Tasten gehaut, „für die Psychohygiene“.
Seinem Hauptberuf als Pfarrer kommt die intensive Beschäftigung mit der Kirchenmusik nicht in die Quere: „Zum Glück hat Gott es mir gegeben, dass ich während der Messe die Musik zwar wahrnehme, aber nicht bewerte.“
Gisela Remler
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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