Vatikan kompakt | Teil 04
Meisterwerke und Menschenmassen
Im Anfang war Apollo
Papst Julius II. (1503–1513) legte nicht nur den Grundstein für den Neubau des heutigen Petersdoms, sondern gilt auch als Begründer der Vatikanischen Museen. Als Kind der Renaissance („Wiedergeburt der Antike“) sammelte er vor allem Statuen aus dem griechisch-römischen Altertum. Eine Marmor-skulptur von Apollo, dem griechischen Gott der Künste, die in seinen Besitz gekommen war, ließ er am höchsten Punkt des vatikanischen Hügels aufstellen.
Hier, fernab vom Alltag im päpstlichen Palast, hatten schon seine Vorgänger im Papstamt eine Sommervilla errichten lassen. Ihr italienischer Name „Belvedere“ – „schöne Aussicht“ war wohl Programm. Rund um einen Garten mit Obst- und Zierbäumen fanden neben dem „Apollo von Belvedere“ noch weitere antike Kunstwerke Platz, darunter die berühmte Laokoon-Gruppe, die 1506 von einem Weinbauern entdeckt wurde.
Der Papst öffnete seine Privatsammlung auch für Künstler wie Michelangelo, Bramante, Leonardo da Vinci oder Raffael. Diese konnten hier wohnen und sich fortbilden. Letztendlich ließ Julius II. durch überdachte Gänge das Belvedere mit dem Papstpalast verbinden.
Ausbau der Museen ab dem 18. Jahrhundert
Die Sammlung aus dem 16. Jahrhundert wurde in den folgenden Jahrhunderten kaum erweitert. Erst das 18. Jahrhundert brachte wieder eine Vielzahl von Neuerwerbungen für die päpstliche Kunstkollektion mit sich, welche unter anderem aus den Einkünften der römischen Lotterie finanziert wurden. Zudem wurden die Museen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
In den Jahren 1797/1798 ließ Napoleon zahlreiche Kunstwerke nach Frankreich abtransportieren. Diese kamen zwar größtenteils später wieder zurück, manches war aber unwiederbringlich verloren. Nicht zuletzt dieser Verlust veranlasste die Päpste, zu Vorreitern auf dem Gebiet des internationalen Denkmal- und Kulturgüterschutzes zu werden. In der folgenden Zeit erweiterten sie die Sammlungen und schufen mehr Raum dafür.
Heute beherbergen die Vatikanischen Museen eine der bedeutendsten Kunstsammlungen der Welt. So kann sich der interessierte Besucher beispielsweise an ägyptischen oder etruskischen Altertümern, Meisterwerken der griechisch-römischen Antike, an der Kunst der Renaissance und des Barock sowie an Werken der Moderne erfreuen – sofern er nicht von den Menschenmassen daran vorbeigeschoben wird.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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