Werde Religionslehrer/in | Serie 2011_Teil 1
Habe ein Leben gefunden, das (zu) mir passt
Ursprünglich wollte sie unbedingt Krankenschwester werden, weil „meine Mutter von diesem Beruf immer so geschwärmt hat“. Aber schon die erste Zeit auf der „Krankenschwesternschule“ machte ihr klar, dass das nicht „ihres“ ist. „Mit den Sterbenden konnte ich damals nicht wirklich umgehen.“ Und so suchte sie etwas Neues.
Eva-Maria Wilhelm aus Puch bei Weiz hat sich für eine Lehre bei Hofer und bei einem Drogeriemarkt beworben und wurde beim günstigen Lebensmittelhändler sofort genommen. Bald zeigte sich die große körperliche Belastung, aber Eva-Maria hatte die Einstellung, „wenn ich‘s nicht probiere, dann weiß ich nicht, wie es ist.“ Nach der Lehre begann sie noch die Ausbildung zur Filialleiterin. Ein Jobtest beim Arbeitsamt zeigt mit 14, 16 und mit 21 Jahren dasselbe merkwürdige Ergebnis: „Kirchendienerin“.
Zur Übung übernahm sie eine Filiale in Andritz und merkte, dass ihr das Materielle nicht lag. „Es hat alles mit Geld zu tun, und man fragt sich: Wo ist der Mensch? Auch das Wegschmeißen von Lebensmitteln konnte ich persönlich nicht vertreten. Meine Ansichten haben sich stark verändert.“ Gelernt hat sie im harten Job beim Großhändler allerdings auch einiges, auf das sie immer wird zurückgreifen können. Vor allem zwei Dinge: „Genauigkeit und Schnelligkeit.“ Weiters etwas, das sie nun auch in ihrem neuen Beruf gut anwenden kann: „Wie man mit Menschen gut umgeht.“
Eva-Maria Wilhelm legte vor drei Jahren die Studienberechtigungsprüfung für das Fach Religion ab und begann an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Graz ihre Ausbildung zur Religionslehrerin. Bis vor kurzem arbeitete sie nebenbei 12 Stunden in der Woche bei Hofer. Seit drei Monaten kann sie für einen Kollegen einspringen und unterrichtet zwei erste Klassen an der Volksschule in Birkfeld. Die Begeisterung und die Freude für den Religionsunterricht sind groß, bei ihr und bei den Kindern. Für den Unterricht greift sie auch gerne auf eine ihrer persönlichen Leidenschaften zurück, auf die Musik: „Die Kinder singen so gerne! Damit kann man alle begeistern, und die Unterrichtsphase gelingt selbst dann, wenn man schon müde ist.“
Ob Eva-Maria im Herbst eine feste Anstellung bekommt, weiß sie jetzt noch nicht genau. Aber beim „Religion unterrichten“ und bei der Mitarbeit in der Pfarre hat sie ein Leben gefunden, das (zu) ihr passt.
Gisela Remler
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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