Ordensleben in der Steiermark | Teil 25
Gottes Güte zu den Leidenden bringen
Einen Karmel in der Welt habe die Gründerin im Sinn gehabt. Für die Spiritualität der Niederbronner Schwestern sei es ganz wesentlich, in die Stille zu gehen und im Gebet die Gottesbeziehung zu vertiefen, aber verbunden mit dem sozialen Dienst an den Menschen. So beschreibt Sr. Gottharda Knarr ihren Orden, dessen zentrales Anliegen es sei, den Menschen die Erlösung durch Jesus Christus konkret erfahrbar zu machen.
Sie sind drei Schwestern, die in der Grazer Niederlassung der Gemeinschaft leben und tätig sind. Im Personalhaus des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Eggenberg haben sie einen eigenen Wohnbereich, die Gebetszeiten in der Hauskapelle teilen sie mit den Brüdern. Der Tag beginnt um 6 Uhr mit den Laudes, dem Morgengebet. Auch zu Mittag wird gemeinsam gebetet, sowie am Abend der Rosenkranz und die Vesper. An diesen Gebetszeiten beteiligen sich auch Patienten gerne. Auf Anregung des Heiligen Vaters besteht jetzt jeden Mittwoch Nachmittag Gelegenheit zur Anbetung.
Sr. Gottharda ist als Oberin des kleinen Konvents „Mädchen für alles“. Sie war viele Jahre Pflegedienstleiterin, jetzt hilft sie häufig in den Ambulanzen aus. „Man findet immer etwas zu tun.“ Sr. Josefine Szakasits arbeitet seit 32 Jahren auf der Station A der Internen Abteilung. Sie nimmt die Essenswünsche der Patienten auf und ist für sie eine vertrauenswürdige Ansprechpartnerin. Sr. Pauline Weber betreut die Krankenhausbibliothek.
Alle drei nehmen sich viel Zeit für die Patienten. In ihrem langjährigen Dienst beobachten sie, dass sich – vor allem durch die EDV – die Krankenpflege sehr verändert hat und das Personal viel weniger Zeit bei den Patienten verbringt. Vor allem nehmen sie sich derer an, die von niemandem besucht werden. Sie erleben ihren Dienst als sehr abwechslungsreich. „Wir sind froh, dass wir noch halbwegs funktionieren“, sagt Sr. Gottharda schmunzelnd, jeder Tag ist für sie eine Gnade.
Elisabeth Eppinger, die Gründerin des Ordens, war ein einfaches Bauernmädchen von schwacher Gesundheit und geringer Bildung. Zeitlebens hat sie ihren Heimatort Bad Niederbronn im Elsass nie verlassen. Ihre Kindheit und Jugend war von tiefen spirituellen Erlebnissen, aber auch von schweren physischen und seelischen Leiden und Angstzuständen geplagt. Darin findet sie Zuflucht beim gekreuzigten Heiland. Die Tröstung, die sie dabei erfahren hat, möchte Elisabeth auch anderen Leidenden zukommen lassen. Zusammen mit ersten Gefährtinnen besucht sie kranke und einsame Menschen, betreut Waisenkinder und Familien in Schwierigkeiten. Bald entsteht eine kleine Gemeinschaft, die vom Bischof bestätigt wird und rasch anwächst. Elisabeth nimmt als erste Oberin zu Ehren des hl. Alfons von Liguori den Namen „Mutter Alfons Maria“ an.
Heute sind die Schwestern vom Göttlichen Erlöser vor allem in der Kranken- und Altenpflege, in der Erziehungs- und Bildungsarbeit und im sozialen und pastoralen Bereich tätig. Das Hauptaugenmerk gilt immer den Armen und Benachteiligten. Die Leitung der österreichischen Provinz hat ihren Sitz in Eisenstadt, wo der Orden eine Schule führt, Niederlassungen gibt es in Graz und Salzburg.
Mit dem Nachwuchs sieht es – wie in vielen vergleichbaren Orden – nicht rosig aus. Seit 20 Jahren habe es in Österreich keinen Neueintritt gegeben. „Unsere Feiern sind nur Jubiläen und Begräbnisse“, meint Sr. Josefine nachdenklich. Wenn in ein paar Jahren die Barmherzigen Brüder den Spitalsstandort Eggenberg abgeben werden, dann werden die drei Schwestern nach Eisenstadt gehen.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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