Netzwerk Weltkirche | Teil 4
Glanz mit Schattenseiten
Gold. Ein wertvoller Rohstoff, der jedoch viel Schaden anrichtet.
N eben Weihrauch und Myrrhe war Gold eine Gabe der Sterndeuter aus dem Morgenland. Die Dreikönigsaktion, das Hilfswerk der Katholischen Jungschar, ist darüber eng mit dem Rohstoff verbunden. Doch das faszinierende Material birgt auch Schattenseiten, denn die Gewinnung geht oft mit Schäden für Natur und Menschen einher: Kilometerbreite Krater gleich offenen Wunden in der Erde, mit Quecksilber oder Zyanid verschmutztes Wasser. Kinder, die in engen Bergwerken arbeiten. Bewaffnete Konflikte, die durch „Goldwäsche“ finanziert werden. Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, die um ihr Land und ihren Lebensunterhalt kämpfen.
Eine unangenehme Wahrheit auch für die Kirchen, die traditionell für liturgische Geräte oder im Kirchenraum Gold verwenden. Auch die Geschichte des Goldabbaus ist nicht unschuldig. Man denke nur an die Eroberung Südamerikas oder an die Zeit der Apartheid in Südafrika. Papst Franziskus, die Bischöfe Lateinamerikas, mehrere Bischofskonferenzen aus Afrika und viele andere weisen auf die Dramatik des weltweiten Bergbaus hin und plädieren für eine wachsende Kreislaufwirtschaft statt einer weiteren Ausbeutung der Erde mit all den sozialen und ökologischen Folgen. Gold ist ein sicherer Kandidat für eine solche zirkuläre Wirtschaft, da es fast unbegrenzt wiederaufbereitet werden kann. Außerdem ist schon weit mehr Gold aus der Erde geholt worden, als gebraucht wird. Das meiste davon lagert in gut gesicherten Tresoren als Schmuck oder zur Finanzsicherung.
Was also tun? Es braucht den tatkräftigen Einsatz für die vom Goldabbau betroffenen Menschen und für transparente Lieferketten. Gemeinsam mit anderen Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit macht die Dreikönigsaktion deutlich, dass eine nachhaltige Veränderung der Verhältnisse im Globalen Süden nur durch eine Transformation des Lebensstils im globalen Norden erfolgen kann. Das erfordert auch ein neues Bewusstsein für den Umgang mit Gold und mit anderen wertvollen Rohstoffen. Dem dürfen sich auch die Kirchen nicht verschließen, sonst könnte es sein, dass wir leichtfertig an etwas teilnehmen, das nicht dem Guten dient. Handlungsmöglichkeiten gibt es viele: Wir können beginnen, immer wieder nach der Herkunft des Goldes zu fragen, z. B. bei liturgischen Geräten, beim Ehering, bei Schmuck, bei Vermögensanlagen oder im Smartphone. Wenn möglich, können wir verstärkt auf andere Materialien setzen, bewusst recyceltes Gold verwenden oder zumindest fair gehandeltes bzw. fair geschürftes Gold einfordern.
Sr. Anneliese Herzig, MSsR.
Katharina Albalkhi
Erstveröffentlichung auf www.feinschwarz.net
3 FRAGEN AN
Guilherme Cavalli vom Netzwerk „Kirche und Bergbau“ in Brasilien.
Was sind die Hauptprobleme des Goldabbaus?
Goldabbau bedroht Land und Menschen. Goldgräber haben
z. B. die indigene Bevölkerung mit Covid-19 angesteckt.
Zwei Kinder wurden in illegale
Bergbaumaschinen eingesaugt.
Mit Quecksilber verseuchtes Abwasser wird in Flüsse geleitet.
Wie helft ihr?
Wir bieten Raum, wo sich eine Gemeinschaft des Widerstands und der Hoffnung bilden kann. Wir schließen uns in Gruppen zusammen, um verstärkt Anklage zu erheben. Es geht uns um
alternative Lebensweisen, die die Würde der Menschen und die Sorge um unsere Mutter Erde als Eckpfeiler ihres Handelns haben.
Was können die Kirche und der Globale Norden tun?
Die katholische Kirche kann mit einfachen Gesten ihre Solidarität bezeugen: indem sie etwa die Verwendung von Gold für liturgische Gefäße neu bewertet. Und wir empfehlen allen die Überprüfung ihrer Vermögensanlagen. Um Banken die Finanzmittel zu entziehen, wo sie schädlichen Goldbergbau finanzieren.
Dreikönigsaktion
Die Dreikönigsaktion, das Hilfswerk der Katholischen Jungschar, ist neben der Koordination der österreichweiten Sternsingeraktion für die fachlich fundierte Vergabe der gesammelten Spendengelder zuständig. Neben der Projektarbeit ist sie auch in den Bereichen Bildungsarbeit, Anwaltschaft und Lobbying tätig, zum Beispiel zum Thema Gold und Kirche: www.dka.at/gold
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.