PGR-Wahl 2012 | Teil 5
Erst zehn Vorgeschlagene ergeben 1 Kandidaten
Die Angst, zu wenig Kandidaten für den Pfarrgemeinderat zu finden, sei „ein ganz normaler Teil des Prozesses“. Mindestens zehn Vorgeschlagene müssen angesprochen werden, um einen Kandidaten zu gewinnen. Erst in der „ultimativen Verzweiflung“, etwa knapp vor dem Abgabetermin der Kandidatenlisten, „gehen wir über den Kreis der ‚üblichen Verdächtigen‘ hinaus“, meint der Salzburger Pfarrgemeinderatsreferent Wolfgang Müller in einem Gespräch mit Franz Morawitz von der Kathpress. Müller ist auch Sprecher der österreichischen Pfarrgemeinderatsverantwortlichen.
„Ich bin von Wahl zu Wahl mehr ein Anhänger des händeringenden Suchens geworden“, gesteht der 48-jährige Theologe. Oft gelinge es erst im letzten Moment, bisher unbeachtete Personen in die „Weggemeinschaft Pfarrgemeinderat“ hereinzurufen. Die Wahlen alle fünf Jahre bieten eine Chance, „unentdeckte Begabungen“ zu finden. Müller ermutigt: „Diese Menschen wollen sich einsetzen, müssen aber angesprochen werden.“
Das Wecken von noch schlummerndem Potenzial zur Verlebendigung der realen Kirche sei für ihn wichtiger als die Frage nach der Struktur. Der Pfarrgemeinderatsreferent sieht in den Wahlen eine „Probe aufs Exempel, ob hinter der Verwaltungseinheit Pfarre tatsächlich immer noch eine lebendige Gemeinschaft der Glaubenden steht“. Ein Gradmesser für die Lebensfähigkeit einer Gemeinde sei es, ob auch in einer Pfarre ohne Priester am Ort ein eigener Pfarrgemeinderat zustande komme. Die Wahl bilde eine Anfrage an eine Pfarre, ob in ihr tatsächlich eine Aufmerksamkeit für Menschen da sei, „die Gottes Geist mit Talenten für den Aufbau der Gemeinde beschenkt“.
Wo Pfarrgemeinde allerdings allein vom Priester her gedacht werde, sei die Kommunikationsfähigkeit des Pfarrers entscheidend für die Grenzen der Gemeinde und ihr Milieu. Es sei aber, erinnert Müller, „Gott, der sein Volk zusammenruft, nicht der Pfarrer“. Das „Priestertum aller Getauften“ habe Vorrang gegenüber einer „an der Zahl der Priester orientierten Wegrationalisierung“ von Gemeinden.
Die Menschen haben zwar zu Recht Angst, „dass im Pfarrhaus das Licht ausgeht“. Dabei dürfe aber, merkt der Pfarrgemeinderatsverantwortliche an, „nicht aus dem Blick geraten, dass es viel wesentlicher ist, ob das Licht beim Tabernakel ausgeht“. Es komme darauf an, „ob es am Ort Menschen gibt, die sich zusammenrufen lassen und denen es wichtig ist, ihren Glauben zu leben und weiterzugeben – auch in Zeiten von Stürmen und Umbrüchen“.
Johann A. Bauer
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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