Gerecht leben - Fleisch fasten. 2014 | Teil 03
Einübung in eine gerechte Gesellschaft
Fasten und „GERECHT LEBEN. FLEISCH FASTEN“ hat neben dem persönlichen Verzicht auch einen globalen Aspekt. „Würden wir weniger tierische Produkte essen, könnte das die landwirtschaftlichen Treibhausgase stärker reduzieren als sämtliche technischen Maßnahmen zur Emissionskontrolle – und gesünder wäre es auch“ (laut Weltklimabericht).
Reduzieren wir Fasten aber nicht auf Umweltschutz oder Tierschutz, auch nicht auf den reinen Verzicht: Fastenzeit ist nicht nur Zeit der Umkehr, sondern besonders eine Zeit der Zuwendung, des Hinkehrens zum Menschen.
Fasten ist eine spirituelle Herausforderung für die Fragen: „Wer bin ich, wo komme ich her, was will ich?“ Dabei geht es um die Beziehung zu den Mitmenschen und damit – als Christ – um das Verhältnis zu unserem Schöpfer. Die Würde des Menschen steht im Vordergrund, das erfordert die Auseinandersetzung mit Gerechtigkeit, Solidarität und Barmherzigkeit, aber auch die Zähmung der Gier in vielen Lebensbereichen. Eingefahrenes Verhalten wird durch freiwilligen Verzicht auf Wohlbefinden im weitesten Sinn und durch Überwindung von Gewohntem besser sichtbar. Fasten ist eine Möglichkeit, die Wahrnehmung zu schärfen, die Willenskraft zu stärken und belastende Gewohnheiten und Vorurteile zu verändern.
Die Katholische Aktion engagiert sich für eine menschenfreundliche, nachhaltige und gerechte Welt nach den Maßstäben des Evangeliums, tritt für soziale Gerechtigkeit ein und möchte zu Frieden, Solidarität, Bildung, zu erfüllender Arbeit und zu würdevollem Leben ohne Hunger beitragen! Die Fastenzeit wäre eine Zeit der Einübung in eine solche gerechte Gesellschaft, eine Zeit für den Versuch, zur Verbesserung der Lebensbedingungen anderer beizutragen und nicht auf Kosten anderer zu leben. Mit der Weitergabe der durch Verzicht ersparten persönlichen Mittel oder der ersparten Zeit und Aufmerksamkeit an die, die das dringend benötigen, tragen wir zu einem würdevollen Leben für viele bei.
[p]Die 40-tägige Fastenzeit erinnert an die 40 Tage, die Jesus fastend und betend in der Wüste zugebracht hat. Trauen wir uns doch etwas Ähnliches zu, als Gruppe, in der Familie, auch in der Firma. Wir könnten die Erfahrung machen, dass die Lebensqualität bei geringerem Ressourcenverbrauch (also beim Fasten) nicht unbedingt abnehmen muss, ja wir könnten das üben und damit experimentieren! Und wir könnten die Erfahrung machen, unsere ungenutzten Kräfte zu entdecken, und ihnen innere Entfaltung und neue Ziele verschaffen. Und dabei wieder seelische Harmonie und vertiefte Spiritualität zum Wohle unseres Umfelds gewinnen.
Bernhard Rebernik
ist Präsident der Katholischen Aktion Steiermark
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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