Rosen Perlen Geheimnisse | Teil 04
Einen freudigen Geber hat Gott lieb
Wenn das Leben etwas Schweres und Schmerzliches mit sich bringt, sagen manche Menschen, sie möchten es „aufopfern“. Anderen wiederum ist ein „Aufopfern“ suspekt; sagen doch schon Psalmen, Propheten und Jesus selbst von Gott: „Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer.“
Nicht der schmerzhafte, sondern der freudenreiche Rosenkranz verwendet den Begriff des Aufopferns. Dieser Rosenkranz führt uns anhand des Lukasevangeliums durch die Geheimnisse der Menschwerdung. Mit einer „Kindheitsgeschichte“ stellt ja Lukas am Anfang die Hauptperson seines Evangeliums vor: Jesus Christus. Das Kreuz, das später im Zentrum des Erlösungswerkes steht, kommt deshalb schon in der Kindheitsgeschichte vor, bei der Darstellung im Tempel, wo der prophetische Simeon vom Schwert spricht, das Maria durch die Seele dringt, und vom Stein des Anstoßes und der Entscheidung, zu dem dieses Kind werden wird (Lk 2,22–38).
Das vierte Rosenkranzgeheimnis führt uns ins Heiligste, in den Tempel. Hier vollziehen Maria und Josef Riten aus ihrer Religion. Dazu gehört, dass Eltern ein Kind nicht einfach als ihren Besitz betrachten. Es gehört eigentlich Gott. Einen erstgeborenen Sohn löst man deswegen vor Gott durch ein Opfer ab. „In diesen Opfern hat sich der Mensch nicht selbst gegeben, sondern hat sich durch Weihegaben vertreten lassen“, schreibt Bischof Egon Kapellari (Menschenzeit in Gotteszeit, Styria). Das Kind von Betlehem wird sich aber dann am Kreuz selbst geben. Jesus Christus wird zum Tempel werden, zum Ort der Gegenwart Gottes. Diesen Tempel versuchten die Kreuziger niederzureißen, aber Gott hat ihn in drei Tagen wieder aufgebaut.
Das Herz des Menschen selbst ist der Ort, wo Gott wohnt. Wer das Wort Gottes mit einem offenen Herzen aufnimmt und in der Kommunion Christus in sein Herz lässt, ist vom Geheimnis Gottes erfasst und belebt.
Aber Gott wohnt, wo man ihn einlässt. Ein egoistisches Herz verschließt sich. Ein Herz, das nur nehmen und immer mehr bekommen will, lässt Gott keinen Platz. Das „Herz Jesu“ steht für ein Geben in Liebe. Aus Liebe zu den Menschen hat Christus sein Leben eingesetzt und ist nicht vor dem Kreuz davongelaufen. Christus gibt sich ganz.
Das vierte Rosenkranzgeheimnis ist das Geheimnis des Gebens. Was wir haben, was wir können, ist nicht ein Besitzstand, den wir krampfhaft verteidigen müssen, sondern wir können damit vielen dienen. Christliches Leben ist ein Leben in Solidarität, dem Armut, Nöte und Leid anderer nicht gleichgültig sind. Aber niemand braucht mehr zu geben, als er kann.
Im Tempel hat Jesus einmal beobachtet, wie die Menschen Geld opferten. Manche Reiche brachten größere Beträge. Eine Witwe opferte ihr kleines „Scherflein“. Gerade sie lobte Jesus. Die Reichen bauten etwas von ihrem Überfluss ab. Die arme Witwe gab, was sie hatte. Vor Gott zählt nicht eine Summe. „Auch das Geringste, das wir geben, es zählt bei dir, du machst es groß“ (Gotteslob, Nr. 815).
Herbert Meßner
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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