Steirische Missionare | Sr. Marianne Urban | Teil 15
Eine Ligisterin, die mehr wollte
Sofort daheim fühlte sich die Weststeirerin Sr. Marianne Urban bei den Mitschwestern in Istanbul. Überall, wo man sie braucht, ist sie.
Täglich gebetet wurde in der Familie von Sr. Marianne Urban. Sie wuchs, geboren am 7. August 1959, als zweites von neun Kindern auf einem Bauernhof in der Pfarre Ligist auf. Um in der Küche zu arbeiten, kam sie 1974 zu den Barmherzigen Schwestern in die Mariengasse nach Graz.
Die Barmherzigen Schwestern faszinierten sie. „Ich spürte den Ruf, ich will mehr“, erzählt Sr. Marianne. Eines Tages sagte sie daheim: „Ich will Schwester werden.“ Ihre Eltern antworteten nach einer kurzen Stille: „Wenn es dein Weg ist, dann geh; überleg es dir gut.“ Der Entschluss der Tochter aber „war fest“. Heute, mit 60 Jahren, blickt sie zurück: „Gott sei Dank habe ich nie gezweifelt, dass das der richtige Weg ist. Ich bin einfach gern Barmherzige Schwester.“
Einfach den Ruf habe sie gespürt, dass sie ihr Leben Gott schenken möchte. Die Liebe Gottes stärke und trage sie, bekennt Sr. Marianne. „Die Liebe Christi drängt uns“, sei Wahlspruch der Barmherzigen Schwestern, bei denen sie 1980 zu dritt mit dem „Seminar“ begann. Nach einem Jahr Ausbildung arbeitete sie wieder in der Küche. Die ersten heiligen Gelübde legte sie 1985 ab; die Barmherzigen Schwestern haben nicht Ewige Gelübde, sondern erneuern sie jedes Jahr.
„Wir sind nicht ein Kloster im üblichen Sinn, sondern der heilige Vinzenz wollte, dass es ein Kommen und Gehen ist“, schildert Sr. Marianne Urban. Zu den Armen nach draußen gehen sollen die Schwestern. Nicht nur das Gebetsleben sei entscheidend, Beten und Arbeiten gehören zusammen.
Seit 1996 lebt die Schwester in Istanbul im österreichischen St.-Georgs-Krankenhaus. „Die erste Zeit war nicht so leicht“, gesteht sie, „aber ich war ja nicht allein, damals waren wir 16 Schwestern aus Österreich.“ In der Schwesterngemeinschaft habe sie sich sofort daheim gefühlt. In die fremde, die türkische und muslimische Kultur fand sie schnell hinein, „auch wenn die Sprache schwierig war“. Eine muslimische Kranke habe etwa gelobt: „Meine Großmutter war so zufrieden mit der Behandlung bei euch, daher komme auch ich gerne in dieses Krankenhaus.“ Da seien die Barmherzigen Schwestern „wirklich angenommen“.
Die Patienten seien hauptsächlich Muslime. „Wir haben fast nur türkische Ärzte und Angestellte“, schildert Sr. Marianne. Es herrsche ein gutes Arbeitsklima in gegenseitiger Wertschätzung der unterschiedlichen Kulturen und Religionen. So entstehe „durch das Zusammenleben ein lebendiger Dialog“.
Sr. Marianne Urban arbeitete 14 Jahre in der Küche des Krankenhauses, die inzwischen einer Firma übergeben wurde. „Jetzt bin ich eigentlich überall, wo man mich braucht“, erzählt die Weststeirerin und zählt auf: „in der Waschküche, im Speisesaal für die Schwestern oder im großen Garten auf der Insel Burgaz, die schon zu Asien gehört und etwa eine Stunde mit dem Schiff entfernt vom St.-Georgs-Spital liegt.“ Auf Burgaz haben die Schwestern ein Erholungshaus mit einer Kapelle, in der in den Sommermonaten jeden Sonntag viele Menschen verschiedener Konfessionen und Nationen die heilige Messe mitfeiern.
Die Schwestern haben eine Wohnung im Krankenhaus. Sr. Marianne berichtet: „Wir sind hier in Istanbul neun Barmherzige Schwestern. Drei davon sind Steirerinnen, eine kommt aus dem Burgenland, eine aus Niederösterreich, zwei stammen aus Polen, eine aus Tschechien, eine aus dem Kosovo.“ Sie selber arbeite „nicht direkt im Armendienst“. Sr. Marianne bekräftigt: „Es macht mir aber auch viel Freude, für meine Mitschwestern etwas zu tun, die direkt im Armendienst tätig sind.“ Seit 23 Jahren lebe sie jetzt in Istanbul in der Hausgemeinschaft des St.-Georgs-Krankenhauses.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.