In Europa zu Hause | Teil 01
Eine junge Frau aus Frankreich in Tirol

Von der Stadt ins Dorf kam Cheyenne Gomes (Bild unten). Die Französin stammt aus Clermont-Ferrand und verrichtet derzeit ein Praktikum in St. Jodok am Brenner, Tirol. | Foto: privat, Archiv
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In der Gemeinschaft lernen

Hier leben Menschen mit Beeinträchtigung. Die junge Französin hat vor kurzem ihr Studium abgeschlossen und will die Praxis einer Sozialarbeiterin erleben.

Beworben hat sich Cheyenne über den Europäischen Freiwilligendienst. Nach Österreich schickte sie ihre erste Bewerbung und wurde von der Arche Tirol genommen. In Frankreich bereitete sie ihr Studium darauf vor, eine Einrichtung für Menschen mit Behinderungen oder älteren Menschen zu leiten. Doch nur über die Verwaltung Bescheid zu wissen genügte ihr nicht. Cheyenne erklärt: „Ich möchte selbst erfahren, was Sozialarbeiter leisten müssen, die täglich mit Menschen arbeiten, die eine körperliche oder eine geistige Behinderung aufweisen. Ich glaube, dass man auch nur dann ein guter Einrichtungsleiter werden kann.“

Viele Kommunikationsformen. Für Cheyenne Gomes war das ein großer Sprung von ihrer Heimatstadt Clermont-Ferrand mit über 140.000 Einwohnern in das ländliche St. Jodok, wo sich die Menschen auf der Straße noch grüßen, wie Cheyenne überrascht bemerkte. Trotzdem fehlten ihr zu Beginn ihre Familie und Freunde. Ein Trost ist, dass in der Arche viele freiwillige Volontäre aus den verschiedensten Nationen arbeiten und diese daher vor allem auf Englisch miteinander kommunizieren.

Denn auch der Tiroler Dialekt hat beim Deutschlernen seine Tücken. Bei der Bewohner-Betreuung spielt das keine Rolle, denn, so erzählt Cheyenne: „Viele unserer Klienten können nicht sprechen. Ich verständige mich mit ihnen mit Hilfe einer Zeichensprache.“ Das Einzige, was sie in kulinarischer Hinsicht immer noch vermisst, sind frische Baguettes, die „wir in Frankreich wirklich überall dazu essen“. Die Tiroler Küche hat sie aber sehr zu schätzen gelernt.

Glaubenspraxis. Mit gemischten Gefühlen sah Cheyenne der Tatsache entgegen, dass im Arche-Haus Glaube und Spiritualität gelebt werden. „Ich war am Anfang etwas verunsichert. Ich wusste auch nicht, dass die erste Arche-Gemeinschaft 1964 in Frankreich von dem Katholiken Jean Vanier gegründet wurde“, erzählt die junge Französin.

Doch die Scheu davor hat Cheyenne abgelegt. „Ich war sicher nicht religiös in dem Sinn, dass ich in Frankreich jeden Tag in die Kirche gegangen wäre. Aber hier helfen mir das Singen und Beten, die gemeinsam mit den Bewohnern gestalteten Rituale, auch einen neuen Zugang zu den Klienten zu entdecken“, freut sich die 24-Jährige. In Frankreich, wo es eine strikte Trennung von Kirche und Staat gibt, sei Religion eher Privatsache. „Einige meiner Freunde gehen in die Kirche, viele aber nicht“, erzählt die Praktikantin.

Was sie nach ihrer Rückkehr nach Frankreich Ende September machen will, weiß sie noch nicht. „Ich dachte, dann werde ich sesshaft und suche mir einen Job in meinem Bereich. Aber wer weiß. Vielleicht nutze ich noch ein europäisches Programm, um zu reisen und mich weiterzubilden“, meint Cheyenne Gomes.

Judith Jandrinitsch

Von der Stadt ins Dorf kam Cheyenne Gomes (Bild unten). Die Französin stammt aus Clermont-Ferrand und verrichtet derzeit ein Praktikum in St. Jodok am Brenner, Tirol. | Foto: privat, Archiv
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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