Vatikan kompakt | Teil 01
Ein historischer Brennpunkt

Der Vatikan – und in seiner Mitte der Petersdom – ist bis heute faszinierendes Zentrum der Weltkirche und Schauplatz wichtiger kirchenpolitischer Ereignisse. | Foto: Fotolia
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Was ist überhaupt der Vatikan? Diese einfach erscheinende Frage ist nicht einmal so leicht zu beantworten.

In den Medien ist immer wieder von ihm die Rede: „Der Vatikan öffnet sich“, heißt es vielleicht, oder: „Im Vatikan ticken die Uhren anders.“ Was aber ist mit dem „Vatikan“ gemeint? Meint man mit „Vatikan“ nun den Vatikanstaat, die römische Kurie, den Heiligen Stuhl oder einfach den Papst? Eine Antwort könnte aber lauten: Beim Vatikan handelt es sich um einen Hügel aus Tuffstein, der im Laufe der Jahrhunderte teilweise abgetragen und planiert wurde und heute an seiner höchsten Erhebung 75 Meter misst.

Grabstätte des Petrus

Das Gebiet auf der rechten Seite des Flusses Tiber rund um diesen Hügel wurde in der Antike als „ager Vaticanus“ bezeichnet und war bei den Römern berüchtigt aufgrund seines sumpfigen Bodens, der nur schlechten Wein hervorbrachte. Hier, außerhalb der Stadt, gab es Kultstätten für Gottheiten aus dem Osten und ab dem ersten nachchristlichen Jahrhundert eine Arena. Unter Kaiser Nero (54–68) soll in dieser der hl. Petrus das Martyrium erlitten haben. Über einem Monument, das seit Mitte des 2. Jahrhunderts als Ort des Petrusgrabes galt, ließ Kaiser Konstantin (306–337) eine Kirche errichten.


Sitz der Päpste ab dem 15. Jahrhundert

Die Päpste hatten bis ins 14. Jh. ihren Sitz jedoch im Lateranpalast neben der Basilika San Giovanni. Diese von Konstantin erbaute Kirche gilt bis heute als „Mutter und Haupt“ aller Kirchen. Erst im 15. Jh. erfolgte die Verlegung der Papstresidenz auf den Vatikanhügel. Ausschlaggebend hierfür war die Nähe zum Grab des Apostelfürsten Petrus.

Geistliches und weltliches Zentrum

Wenn auch der politische Einfluss des Papstes im Laufe der Jahrhunderte zurückging, so blieb er doch Regent seines Kirchenstaates, der weite Gebiete Italiens umfasste. Unter Napoleon aber schien die letzte Stunde des Kirchenstaates zu schlagen: Er wurde aufgehoben, und mit Pius VI. starb 1799 sogar ein Papst in französischer Gefangenschaft. Nach der Wiederherstellung der alten Ordnung in Europa durch den Wiener Kongress (1815) trat ein neues Gegengewicht auf. Die italienische Einheitsbewegung gefährdete die Unabhängigkeit des Kirchenstaates. Im Jahr 1870 wurde der Papst letztendlich entmachtet. Dies beendete die Ära des Kirchenstaates nach mehr als 1000 Jahren. In der Folge blieb der Status der Vatikanstadt knapp 60 Jahre ungeklärt. Diese offene „römische Frage“ wurde erst in den sogenannten Lateranverträgen gelöst. Man errichtete den Staat der Vatikanstadt als unabhängiges, eigenständiges politisches Gebilde und setzte die heutigen Grenzen fest. Bis heute ist dieser Kleinstaat Schauplatz wichtiger kirchenpolitischer Ereignisse.

 

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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