Priester - Hobbys | Teil 06
Dort sein, wo Himmel und Erde sich berühren
Das SONNTAGSBLATT im Gespräch mit Mag. Andreas Lechner, Pfarrer in Assach, Haus, Schladming, Ramsau am Dachstein und Pichl.
Unter der Brause schmeckt jeder Berg gleich.“ Wenn die Tour zu Ende ist, dann, ja dann gilt wohl einfach nur mehr, es geschafft zu haben, egal wie hoch oder weit es war, und wieder gesund heruntergekommen zu sein. Denn ein Restrisiko bleibt bei aller Vorsicht, dessen ist sich Andreas Lechner auch bewusst. Deshalb ist das gesunde Heim-Kommen auch das erklärte Ziel für seine Wander- und Kletterzukunft und nicht irgendein Gipfel, den er unbedingt noch bezwingen will. Als einer der beiden Pfarrer von Assach, Haus, Schladming, Ramsau am Dachstein und Pichl hat er dafür wohl die ideale Lebensumgebung gefunden.
Für den Dienstantritt im steirischen Ennstal im vergangenen Jahr dachte sich Pfarrer Andreas Lechner auch etwas Besonderes aus. Um seine Leidenschaft, das Bergsteigen und Wandern, mit seinem Glauben zu verbinden, hat er seine neue Dienststelle zu Fuß und über die Berge angetreten. Von Stadl an der Mur, wo er zehn Jahre lang tätig war, wanderte er in drei Tagen über das Waldhorntörl und die Preintalerhütte, wo Leute aus Haus ihrem neuen Pfarrer entgegenkamen, nach Schladming.
„Bewegung hat mich immer interessiert.“ Schon als Jugendlicher begann er gemeinsam mit seinem Bruder mit dem Klettern, und von da an blieben die Berge sein Thema. Hochtouren auf den Gletscher, Eisklettern, Schitouren, Klettern und Wandern, all das lockt den 44-Jährigen. „Wenn ich weniger Zeit hab’, muss ich eben schneller gehen“, lacht er. Montag, wenn das Wetter passt, ist grundsätzlich der Tag für den Berg. Auch wenn er nur die Zeit dazu findet, eben einmal schnell auf den Dachstein zu gehen und – um schneller zu sein – „mit der Gondel wieder herunter“. Sonst gibt es, wenn die Zeit es zulässt, Bergwochen mit Freunden in den Ötztaler Alpen und viele andere lohnende Ziele in den Ostalpen. Der höchste Gipfel, den er jemals erklommen hat, war mit 6043 Metern der Tocllaraju in Peru. „Auf so einen Berg zu gehen, das ist schon eine kleine Expedition, die dauert zwei Wochen.“ Weil es dort keine Schutzhütten gibt, man draußen übernachten und alles selbst organisieren muss, bietet dies aber auch ein ganz anderes Erleben der Natur. „Der Rhythmus von Tag und Nacht ist dabei immer ganz präsent.“
„Der Berg ist immer größer als wir selbst“, sinniert der Bergfex über den Berg als Erfahrung. Wenn man am Gipfel steht und sich vorstellt, jemand vom Tal aus sieht einen dort, an dieser Stelle, wo sich Himmel und Erde berühren, das habe schon etwas.
Andreas Lechner ist Mitglied bei der Bergrettung Schladming und dabei, wenn es darum geht, Bergsteiger zu suchen, so wie vor kurzem den vermissten Tschechen, der leider nicht gefunden wurde. 2013 wird die Bergrettung auch den Pistendienst bei der WM machen. Für den leidenschaftlichen Bergsteiger ist natürlich auch der Winter Saison, „wo mit den Schitouren eigentlich fast mehr geht als im Sommer“. Warum? Weil man nur die Hälfte der Tour gehen muss. Konkrete Ziele gibt es bis jetzt noch nicht, aber für Februar ist auf jeden Fall ein Gottesdienst mit Schitourengehern geplant.
Gisela Remler
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.