Was ist dir heilig? | Teil 3
Das Unverfügbare

Reinhold Esterbauer ist Professor am Institut für Philosophie an der Theologischen Fakultät Graz. | Foto: Uni Graz
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Immer öfter ist zu hören: Wir sind doch eigentlich nur Roboter! Man werde bald genau wissen, was jemand morgen zum Besten gibt und übermorgen tut. Daran denke ich, wenn ich auf das Verschwinden des Heiligen hingewiesen werde. Soll die Welt, auch der Mensch, einer strikten Bedingungslogik folgen, wird alles berechen- und verfügbar. Dann schließen sich funktionale Zusammenhänge zu einem innerweltlichen Regelkreis zusammen, aus dem man nicht mehr ausbrechen kann.

Mir scheint es wesentlich zu sein, dass das Unverfügbare nicht aus den Augen verloren wird. Sonst hören wir Menschen auf, Menschen zu sein, und degradieren uns zu Maschinen, denen nicht bloß Freiheit abgesprochen wird, sondern auch Körper und Leib genommen werden. Ohne diese können wir aber nicht unmittelbar mit den anderen und mit der Welt in Tuchfühlung stehen. Das Unerwartete und das Überraschende machen das Leben zu dem, was es ist: heilig. Damit ist freilich das Negative, das über einen kommen kann, nicht gebannt, aber ohne das Unverfügbare hätten persönliche Begegnungen und glückliche Momente in unserem Leben keine Chance.
Will man das Heilige retten, muss man den Menschen retten.

Reinhold Esterbauer
ist Professor am Institut für Philosophie an der Theologischen Fakultät Graz.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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