Im Fokus: Zukunftsradar | Teil 2/4

Bedeutung der Kirche

Welche Bedeutung haben Spiritualität, Glaube und Kirche für Sie in Ihrem Leben?

Glaube – Kirche – Spiritualität. Was ist den Steirer:innen wichtig?

Das Zukunftsradar, die Befragung von 700 Steirerinnen und Steirern zeigt: Religiosität im traditionellen Sinne nimmt in der Steiermark ab, aber es herrscht ein durchaus religionsfreundliches Klima, in dem Kirche zwar eine ntergeordnete, Spiritualität und Glaube für viele Menschen aber eine nicht unwesentliche Rolle spielen.

Für 41,7 % der Befragten hat Glaube eine sehr hohe bzw. hohe Bedeutung im Leben, Spiritualität immerhin noch für 34,9 %, Kirche hingegen nur noch für 17,6 %. Detailergebnisse zeigen, dass selbst unter befragten Christ:innen nur 26,8 % der Kirche als Institution eine Bedeutung zusprechen, selbst unter Kirchenbeitragszahler:innen sind es nur 32,5 %, während die Bedeutung des Glaubens in beiden Gruppen aber bei über 50 % liegt.

Frauen scheinen offener für Spiritualität zu sein. Sie schöpfen Kraft aus der Natur oder Zeit mit der Familie. Junge Menschen stehen Glauben und Kirche positiver gegenüber als Ältere, obwohl Ältere vermehrt Kraft aus Gebeten oder dem Besuch spiritueller Häuser schöpfen, während Jüngere eher Musik oder Sport als Kraftquellen angeben. Je spiritueller und gläubiger man ist, desto eher sind Natur, Familie, Musik, Stille und entspannende Tätigkeiten Kraftquellen. Je mehr Bedeutung Kirche im Leben der Befragten hat, desto eher sind spirituelle Orte/Gebetshäuser, Gebete, Gottesdienste oder das Wort Gottes Kraftquellen.

Im urbanen Raum (Stadt Graz und Steiermark Mitte) haben sowohl Spiritualität und Glaube als auch die Kirche für Menschen weniger Bedeutung als in anderen Regionen der Steiermark.

Die Steirerinnen und Steirer wurden außerdem befragt, in welchen Lebensbereichen ihnen Glaube, Spiritualität und/oder Kirche wichtig sind. Hierbei erzielte die Kirche als Institution im Bereich des Umgangs mit wichtigen Lebensereignissen wie Geburt, Heirat, Tod ihr bestes Ergebnis mit 32,4 %. Spitzenreiter in diesem Bereich ist dennoch der Glaube, dem 47,4 % eine Bedeutung bei wichtigen Lebensereignissen zuschreiben. Glaube spielt außerdem eine große Rolle im Umgang mit Krankheiten (bei 46,4 %) und Lebenskrisen (44,8 %), aber doch auch in der Erziehung der Kinder (immerhin bei 33,2 % der Befragten). Spiritualität wird hingegen im Bereich der Fragen nach dem Sinn des Lebens von 31,2 % als wichtig empfunden.

In den Bereichen von Freizeit, Arbeit/Beruf, Partnerschaft oder sozialem Engagement spielen weder Spiritualität noch Glaube oder Kirche eine wesentliche Rolle im Leben der Steirerinnen und Steirer.

Kommentar

Überraschend

Die Ergebnisse zeigen, dass die Gruppe der jungen Befragten ein offeneres Verhältnis sowohl zu Kirche und Glaube als auch zu Spiritualität hat, als alle anderen befragten Altersgruppen. Das mag überraschen, aber junge Menschen haben tendenziell ein entspannteres, neutraleres Verhältnis zu Religion als Ältere.
Dies liegt vielleicht in positiven Einmal-Berührungspunkten mit Kirche (Erstkommunion, Firmung …) oder auch in Migrationseffekten, die zu einer neuen Auseinandersetzung mit Glaubens-fragen führen. Fakt ist: Junge Menschen glauben an etwas und sind auf der Suche nach Antworten auf Lebensfragen.
Ich sehe in dieser Entwicklung die Chance, dass wir als Kirche neues Selbstbewusstsein schöpfen, um offen und proaktiv auf junge Menschen zugehen zu können. Freilich sind wir heute ein Angebot unter vielen, aber keines, das sich verstecken muss oder nicht gebraucht wird. Wichtig ist dabei nur die Haltung gegenüber jungen Menschen, um als Kirche glaubhaft bei Lebens- und Glaubensfragen von ihnen wahrgenommen
zu werden.

Stephanie Schebesch
Leiterin Bereich Kinder & Jugend