Ketzer - Unruhestifter des Glaubens | Teil 04
Arius und der Glaube an den einen Gott
Die heilige Dreieinigkeit Gottes ist eine Einheit. Was der Bischof von Alexandria in einer Unterweisung seiner Priester um 318 n. Chr. sagte, löste eine Diskussion aus, in der Arius heftig widersprach: Wenn der Vater den Sohn gezeugt habe, gebe es eine Zeit, in der der Sohn nicht war. Der Sohn ist nicht gleich ewig, wie es der Vater ist. Er ist allererstes Geschöpf und nicht göttlich. Das war eine unter Theologen durchaus verbreitete Ansicht, der Arius Stimme verlieh. Die Auseinandersetzung zwischen dem Bischof und seinem Priester geriet bald außer Rand und Band, und der Bischof machte kurzen Prozess. Er setzte Arius 321 ab. Arius verlor Amt und Würden und wurde vertrieben. Damit beruhigte sich die Frage allerdings erst recht nicht.
Die Christusfrage
Es ging um nicht weniger als die Frage: Wer ist Christus? Wie ist das Verhältnis von Gott und Christus? Das war keine beliebige Frage in der alten Kirche, auch keine rein intellektuelle, sondern eine von existenzieller Bedeutung, um die bald in der Stadt wie am Land, in Familien und in der Öffentlichkeit gestritten wurde. Der Streit nahm immer größere Ausmaße an. Kaiser Konstantin fürchtete um den Zusammenhalt seines Reiches, in dem seit dem Toleranzedikt von Mailand 313 Religionsfreiheit galt. Aus dem verbotenen Christentum war ein erlaubtes und vom Kaiser favorisiertes geworden.
Das Konzil von Nicäa
Der Kaiser berief das erste Konzil ein, das im Frühsommer 325 mit etwa 300 Bischöfen in Nicäa (heute Iznik) südlich des Marmarameers stattfand. Die Beschlüsse des Konzils wurden vom Kaiser zu Reichsgesetzen erklärt, und Arius wurde verbannt. Die Auseinandersetzungen dauerten allerdings weiter an. Der Kaiser war bestrebt, die Arianer zu versöhnen, er rief Arius zurück und beabsichtigte seine volle Rehabilitierung. Fast ein halbes Jahrhundert lang wurde der Arianismus von breiten Kreisen der nizänischen Trinitätslehre vorgezogen. Die arianische Lehre wurde zudem auch von den germanischen Stämmen weitergetragen, die von arianischen Bischöfen zum Christentum bekehrt worden waren.
Das Leben des Arius
Arius selbst war um 260 in einer christlichen Familie in Libyen geboren worden. Er wurde in Alexandria zum Priester geweiht. Er war ein vielgereister, freundlicher und gebildeter Mann und außerdem Dichter gern gesungener Lieder. Er war von großer, hagerer Gestalt, hatte eine sanfte Stimme und angenehme Umgangsformen. In seiner Sorge um den für ihn rechten Glauben bewies er auch als alter Mann Mut zum Widerstand. In der Polemik gegen ihn wurde er hemmungslos in den Schmutz gezogen, buchstäblich bis dahin, dass sein plötzlicher Tod 336 von seinem Gegner Athanasius als Zerrissenwerden am Abort und Sturz in die Kloake kolportiert wurde.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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