AAI-60 Jahre | Teil 4 - Ende der Serie
60 Jahre Haaimat
Im Afro-Asiatische Institut (AAI) stehen Studierende aus dem Globalen Süden als Brückenbauer im Zentrum.
Ein Rohbau! – ist die erste Erinnerung Egon Kapellaris als er nach der Gründung des Afro-Asiatischen Instituts (kurz: AAI) in Graz gefragt wird. Denn damals, als der langjährige Grazer Diözesanbischof 1964 die Studierendenseelsorge in der Leechgasse übernahm, war vieles noch im Aufbau befindlich.
„Trigon“-Initiative und „Zweites Vatikanum“
Ein internationales Haus, das 32 Studierenden als Beheimatung während ihrer Studienzeit dienen sollte: Beim Amtsantritt von Egon Kapellari als Hochschulseelsorger vor 60 Jahren war man davon noch weit entfernt. Warum es überhaupt zur Gründung eines internationalen Studierendenhauses in Graz gekommen war, weiß Franz Küberl, der dem Afro seit 1972 verbunden ist. Zwei Gründe waren, so der langjährige Präsident der Caritas Österreich, das Entstehen des AAI ausschlaggebend: „Zum einen der kirchliche Impuls der zweifelsohne mit dem Zweiten Vatikanum verbunden“ war. Weltkirche heiße, dass man nicht bloß für sich sein kann. Zugleich war in der Steiermark der 1960er-Jahre klar eine Öffnung zu spüren, mit Hanns Koren, dessen „Trigon-Initiative“ zum Blick über den steirischen Tellerrand ermutigte, Richtung Slowenien und in den norditalienischen Kulturraum. Eine erste Grenzüberschreitung war damit gewagt. Was nun noch fehlte, war ein Institut, das diese Internationalität zum Inhalt hatte.
Studierende als Brückenbauer
Von Anbeginn seien im „Afro“ Studierende aus dem Globalen Süden als Brückenbauer im Zentrum gestanden, erzählt Johannes Mindler-Steiner, der das“ Afro“ seit mehr als sieben Jahren leitet. „Es ist kein Zufall, dass das Jubiläum sich nach der Fertigstellung des Heimes für Studenten und nicht nach der offiziellen Gründung des AAI richtet.“ Wie wichtig „das Sich-Öffnen, das Aufeinander-Zugehen und das Eröffnen von neuen Räumen“ sei, daran erinnert sich Franz Küberl zurück. Das galt nicht nur im Bereich der Kirche, sondern auch für die steirischen Universitäten. Bis Mitte der 1980er-Jahre ermöglichten lediglich Austausch-Programme wie das „Fulbright“ oder andere bilaterale Abkommen zwischen Universitäten Studienaufenthalte im Ausland. Erst die Etablierung des so genannten „Erasmus“-Programms im Jahr 1987 brachte Studierende aus allen Erdteilen verstärkt nach Graz. Für Franz Küberl eindeutig ein Gewinn für die Stadt an der Mur: „Es war wichtig, dass der Hauch des Internationalen stärker wurde und man aus einer bestimmten Abkapselung ausbrechen konnte. Und dafür haben das Afro und mit ihm im Verbund auch die Katholische Hochschulgemeinde enorm viele Beiträge geliefert.“
Die Zukunft: Heimat und Dialog
Als eine der ganz großen, zusätzlichen Stärken des Grazer Afro-Asiatischen Instituts sieht das Kuratoriums-Mitglied das „enorme Fachwissen und die enorme Erfahrung im interreligiösen und interkulturellen Dialog in Graz und in der Steiermark“ und dies mit der Initiative „Comunitspirit – Religionen und Kulturen im Dialog“ auch in die Öffentlichkeit einzubringen. „Das ist schon beeindruckend“, sagt Franz Küberl und meint, nach einer kurzen Pause: „… da würde ich mir manchmal sogar wünschen, dass mehr kapiert wird, welche große Leistung das ist und wie viel das unserem Land auch dienlich ist.“ Für ihn ist die Institutsgründung „Zeichen dafür, dass man aus der Verklemmtheit der Geschichte gelernt hat.“ Und heute? Wie notwendig ist das alles in einer längst globalisierten Welt? Trotz der Verwendung moderner Kommunikationsmethoden wie Videotelefonie sei es nach wie vor für Studierende nicht einfach, „sich in einer fremden Umgebung mit anderer Sprache, Kultur oder anderem Schriftsystem“ zurechtzufinden – weit weg von Familie und vom Freundeskreis, sagt Johannes Mindler-Steiner. Aus diesem Grund sei eine ganz wesentliche Aufgabe seiner Einrichtung, den Studierenden eine „BehAAImatung auf Zeit, in einer möglichst förderlichen Umgebung, zu geben. Und das alles in der Hoffnung, dass diese Menschen zum gegenseitigen Verständnis beitragen und die Welt ein Stück weit besser und friedvoller machen.“
Anna Maria Steiner
Kurz notiert
Nicht mehr wegzudenken
Die Aktivitäten des Afro-Asiatischen Instituts (AAI) wären ein Mehrwert für die Stadt Graz und für seine Menschen, so Landtagsabgeordnete und Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler, die beim 60 Jahre Festakt des Afro-Asiatischen Instituts im Namen der Stadtregierung herzliche Grußworte überbrachte. Auch persönlich bedankte sie sich für die Tätigkeit einer „nicht mehr wegzudenkenden Institution“. Das AAI sei Angelpunkt und habe eine bedeutende Schnittstellenfunktion, „insbesondere für viele Menschen, die aus dem Ausland nach Graz kommen, um hier zu studieren, die in unsere Gesellschaft gehören“. Das AAI sei eine „Netzwerkplattform, welches mit seiner Bildungs- und Kulturarbeit zur Vermittlung zwischen den Nationen, aber auch hin zu den Grazerinnen und Grazern, zu den Steirerinnen und Steirern in der Menschenrechtsstadt beiträgt. Gerade in Zeiten wie diesen, muss man sich das immer wieder vor Augen halten“ ebenso wie man darauf achten solle, „dass jeder und jede seinen bzw. ihren Beitrag dazu beiträgt“, denn „uns in der Stadt Graz ist es wichtig, dass es ein gutes Zusammenleben gibt und dazu trägt das AAI sehr viel dazu bei und wir leben das seit vielen Jahren, traditionell aber auch interreligiös“, so Klimt-Weithaler.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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