Nahaufnahme ROM - MultiMediaDraufgabe | Kapitel 7
S. Croce in Gerusalemme - Hl. Kreuz von Jerusalem

In der Reliquienkapelle.
Einer alten Legende zufolge besteht durch das Holz des Kreuzes Christi eine konkrete Verbindung zwischen Adam und Christus, dem „neuen Adam“:

Wie unser Urvater Adam am Sterben lag, das reute seinen Sohn, den Seth. Der ging hinauf ans Paradiesestor, hat dem heiligen Fürstengel Michael sein Leid geklagt und ihn gebeten um irgendein Mittel, daß sein Vater gesunden möchte. Da gab ihm der Engel ein kleinwinziges Reis; das war von dem verbotenen Baum, davon Adam und Eva den Apfel gegessen hatten und die Strafe des Sündenfalles übel sich und ihren Nachkommen gebracht. "Steck dies Reis in die Erde!" sagte der Engel zu Seth - "wenn es Frucht trägt, so wird Adam genesen."

Wie aber Seth heimkam, war sein Vater schon gestorben. Des ward der Sohn traurig, steckte aber das Reis doch in die Erde, wie ihm geboten war. Und es wuchs und wuchs und ward ein hoher, wunderschöner Baum.

Als dann der weise König Salomo den Tempel zu Jerusalem ließ bauen, brachten die Holzfäller mit anderen Stämmen auch diesen zum Bau herzu Die Werkleute freuten sich an dem schönen Baum und wiesen ihm seinen Platz, aber er schickte sich nicht an die Stelle, wo sie ihn hintun wollten. Sie versuchten es an einer andern und wieder an einer andern; aber wenn sie meinten, sie hätten ihn noch so genau gemessen, war er immer zu kurz oder zu lang. Und weil der Stamm sich nirgends fügte, wurden die Werkmeister zornig und legten ihn über ein Wasser zu einem Steg, daß die Leute darüber gingen.

Nicht lange darnach kam die Königin aus Arabia gefahren zum Besuch des Königs Salomo; der empfing sie mit großer Pracht und wies ihr seine Stadt und das Land ringsum. So gelangten sie auch zu dem See. über dem der Steg lag; da kniete die Königin vor dem Baumstamm nieder und neigte ihr Haupt. Aber den Grund wollte sie niemand sagen, als nur dem König allein. Da sie allein waren, sprach sie zu ihm: "Wisse, König Salomo: einst wird ein Mensch gefangen und an das Holz dieses Baumes geheftet, der über dem See liegt; davon muß dein Reich untergehen."

Da erschrak der König und gedachte, wie er die Prophezeiung zu Nichte machen könnte, deshalb ließ er den Stamm wegnehmen und zutiefst in die Erde eingraben.

Über eine Zeit geschah es, daß zu Jerusalem ein großes Wasser zusammenging, eben an dem Ort, wo das Holz vergraben lag. Da wurde das Wasser jeden Morgen von einem Engel bewegt; und wer als Erster nach der Bewegung hinein kam, der wurde gesund, was für ein Siechtum er auch haben mochte. Alsobald lagerten sich viele Leute umher und wurden ihrer viele gesund. Und einer war, der hatte da lange Jahre gelegen und konnte nie als Erster in den Teich steigen, wenn der Engel das Wasser bewegt hatte; denn er war gelähmt und es half ihm keiner. Das war aber um die Zeit, als der Herr Jesus auf Erden ging und das Evangelium predigte und große Wunder wirkte. Der sah den Siechen da liegen und fragt ihn um sein Ungemach; und der klagte ihm, daß ihn die andern immer von dem Teich wegdrängten, weil er lahm und unbehilflich war. Da sprach der Herr Jesus zu ihm: "Steh auf, nimm dein Bett und geh!" Zuhand stand der Lahme auf, nahm sein Bett und ging und lobte Gott. Die Pharisäer und Schriftgelehrten aber wurden unserem Herrn gram um solcher seiner großen Taten willen und trachteten, wie sie ihn umbrächten.

Als nun der Herr Jesus verraten und überantwortet war, da hatte das Holz sich gehoben und schwamm zuoberst auf dem Wasser. Da sahen es die Knechte der Juden und meinten, es schicke sich wohl zu einem Kreuz. Sie fischten es heraus und machten es zu einem Kreuz und hingen unsern Herrn daran. Darnach aber, da unser Herr verschieden und von dem Kreuz genommen war, vergruben sie es wieder an der vorigen Stelle. Und vieler Menschen Geschlechter entstanden und vergingen, bis die heilige Kaiserin Helena das Kreuz wieder auffand mit Hilfe eines jüdischen Zauberers, der war eines falschen Propheten Sohn; darnach aber ward er getauft und ein heiliger Bischof.

Unser Herr indes, der glorreich vom Tode auferstanden, war niedergestiegen zur Vorhölle und hatte ihre Pforten zerbrochen. Da hat er aus der Vorhölle befreit die Seelen Adams und Evas, unserer Stammeltern, und Seth, Adams Sohn, auch Abraham und Moses und alle anderen heiligen Propheten und Erzväter. Und als er gen Himmel fuhr, nahm er sie mit sich zu den ewigen Freuden. Da sprach der heil. Fürstengel Michael zu Seth, dem Sohne Adams: "Siehe, nun erkennst du, daß wahr geworden ist, was ich dir sagte: durch die edle Frucht, die am Kreuzesbaum hing, ist Adam und Adams Samen genesen."

(Tiroler Legenden, Helene Raff, Innsbruck 1924, S. 17ff, in:
http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/tirol/allgemein/raff/heiliges_kreuz.htm)

Links:

Domenico Scarletti: Stabat mater

Info zum Video
Das Stabat mater (“Christi Mutter stand in Schmerzen”) ist der Text einer mittelalterlichen Sequenz, die sich Tod Christi am Kreuz und das Leiden der Mutter Maria bezieht und häufig vertont wurde. Domenico Scarlatti, in Neapel geboren, wirkte in Rom u. a. als Musiker und Komponist des kunstsinnigen Kard. Pietro Ottoboni. Sein zehnstimmiges Stabat mater entstand in Rom um 1715, ehe er seine Karriere in Portugal und Spanien fortsetzte. Berühmt ist sein „Musikerduell“ auf der Orgel und am Cembalo mit G. F. Händel, als sich beide dort aufhielten.




Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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