Dechantskirchen
Helfen tut der Seele gut
Geht man mit Maria Knöbl in Dechantskirchen ein paar Schritte den Weg zwischen Kirche und Pfarrhof entlang, bleiben Autofahrer und Fußgänger stehen, um ihr etwas zu erzählen, sich zu bedanken oder einfach nur zu grüßen. Denn Maria Knöbl ist eine Institution in der Pfarre. Vor drei Jahren, am 10. März 2019, wurde das offiziell per pfarrlicher Beauftragung bischöflich bestätigt. Damals überreichte ihr
Generalvikar Erich Linhardt bei einem Gottesdienst feierlich die „Bestellung zur pfarrlichen Koordinatorin“. Wie es dazu kam, was das bedeutet und was sie für ihre Pfarre und die Menschen in Dechantskirchen tut – das Sonntagsblatt hat nachgefragt.
Eine Krankheit – ein Glücksfall?
Vor 20 Jahren erkrankte der Pfarrer von Dechantskirchen, Wolfgang Fank, schwer. Von heute auf morgen riss ihn eine Krebsdiagnose aus seiner Tätigkeit als Pfarrer von Dechantskirchen. Maria Knöbl, damals gerade neu geschäftsführende Vorsitzende des Pfarrgemeinderates und Mutter einer 8-jährigen Tochter, wurde ins kalte Wasser geworfen. Oder besser gesagt: Sie sprang.
Es war kurz vor Ostern, und Maria Knöbl war fest entschlossen, das pfarrliche Leben und die Gottesdienste aufrecht zu erhalten. Also organisierte die damalige Volksschullehrerin Seelsorgeaushilfen, bereitete Wortgottesdienste vor, sorgte sich um die liturgischen Dienste und vieles mehr. Nach und nach wurde sie immer mehr zur ersten Ansprechpartnerin für die Bevölkerung in der Pfarre. Nach überstandener Krankheit konnte Pfarrer Fank zwar in den Dienst in Dechantskirchen zurückkehren, aber er trat mit der Bitte an Maria Knöbl und alle Pfarrmitglieder heran, ihn weiter so tatkräftig zu unterstützen. Für die Pfarre deutet er seine Erkrankung heute als eine Art „Glücksfall“. „Seit ich nicht mehr so kann, geschieht mehr in der Pfarre“, erzählt Pfarrer Fank, „das verdanken wir vor allem Maria Knöbl.“ Elf Arbeitskreise hat Maria Knöbl gegründet und unterstützt: AK Schöpfungsverantwortung, AK Christen in Not, AK Seniorenpastoral, AK Fairtrade und Cleanclothes, AK Krabbelgottesdienst, AK Menschen mit Behinderung und einige mehr.
Geh-hin-Kirche
Nach ihrem Geheimrezept gefragt, wie sie es schafft, so viele Menschen zur Mitarbeit zu begeistern, antwortet Maria Knöbl prompt: „Ich fahre zu den Leuten hin!“ Nach 20 Jahren pfarrlichem Ehrenamt ist Maria Knöbl sicher: „Ich war schon in jedem Haus in Dechantskirchen, und das nicht nur einmal.“ Ihre wichtigsten „Werkzeuge“ für ihre Tätigkeit sind das Auto, das Handy und die Füße. Sie nennt es auch „Geh-hin-Kirche“.
Der 65-jährigen gehen die Ideen nicht aus: „Wenn ich etwas sehe, höre oder lese, überlege ich gleich, wie wir das in unserer Pfarre brauchen oder machen könnten“, erzählt sie mit leuchtenden Augen. Das Alter, dass ihr inzwischen leider körperlich schon etwas zusetzt, scheint wie weggeblasen, wenn sie erzählt. Das Soziale und die Umwelt sind ihr zwei besonders wichtige Anliegen. Maria Knöbls Sozial-Aktionen sind unzählbar geworden. Sie organisiert regelmäßig Sach- oder Geldspendensammlungen. Bedürftige Menschen vor Ort besucht sie selbst.
Auf das EMAS-Zertifikat, den „Oscar“ unter den Umweltkonzepten, den Dechantskirchen als erste Pfarre Österreichs verliehen bekam, ist Maria Knöbl sogar ein wenig stolz. Mehr noch ist sie dankbar, dass so viele das Engagement mittragen. Immer wieder kommen Gruppen in die „sonnige Pfarre Dechantskirchen“, die über sieben Photovoltaik-Anlagen (zwei davon in Afrika) verfügt, um von Maria Knöbl und Pfarrer Fank inspiriert zu werden.
Mit Freude und festem Glauben
Die Frage, ob ein/e Pfarrkoordinator/in auch für andere Pfarren eine Option wäre, bejaht Maria Knöbl überzeugt: „Ich finde, jede Pfarre braucht eine Ansprechperson vor Ort.“ Aber sie räumt auch ein: „Das Ausmaß, in dem ich es mache, würde ich niemandem aufbürden wollen.“ Wenn jemand gestorben ist, wird sie oft als Erste angerufen, sie kümmert sich um Handwerker für Reparaturen, hält Totengebete, mesnert bei Taufen, macht die Bestellung von Kerzen, Hostien etc., holt das Pfarrblatt von der Druckerei und noch vieles mehr …
Was sie motiviert? Es ist die Arbeit selbst. Denn „helfen tut der Seele gut“, weiß sie aus Erfahrung. Und wenn es Rückschläge gibt? Sie sei mit einem „festen Glauben“ gesegnet, so Maria Knöbl, „den so schnell nichts erschüttert“. Wenn sie auf Ablehnung stößt, was schon auch vorkommt, hilft reden. Die Gemeinschaft in der Pfarre trägt, ist Maria Knöbl froh. Ob sie ihr Ehrenamt irgendwann an den Nagel hängen wird? Vielleicht, falls sie einmal Oma wird, verrät sie. Aber ganz aufgeben kann sie es wohl nie: „Es bereitet mir so viel Freude, Menschen Gutes zu tun.“
Katharina Grager
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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