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Verbrannte Erde

Wenn der zündende Funke gefährlich wird. – Waldbrände sind diesen Sommer ein Thema im In- und Ausland. Die Lage in der Steiermark hat Waldbrand-Experte Harald Schaden im Blick. Feuerwehr-Pressesprecher Franz Resperger berichtet von Waldbrandbekämpfung in Frankreich.

Wenn der Wald brennt

Heiße Sommertage freuen Sonnenanbeter und Badenixen. Doch es gibt auch ein „Zuviel des Guten“. Wenn flächendeckender Regen fehlt und die Böden austrocknen, gerät die Natur in Gefahr. Eine weggeworfene Zigarette, eine Glasscherbe oder ein abgestelltes Auto können den zündenden Funken liefern, und das Unglück nimmt seinen Lauf. In vielen europäischen Ländern brannte es diesen Sommer bereits großflächig. Der Pressesprecher der Feuerwehr NÖ berichtet von einem Auslandseinsatz seiner KameradInnen in Frankreich. Der steirische Landessonderbeauftragte für Waldbrände schildert die Lage bei uns und wie jede/r Bränden vorbeugen kann.

»Die Brandursachen bei Waldbränden sind zu 85% menschlichen Ursprungs.«

Harald Schaden

Landessonderbeauftragter für Flugdienst und Waldbrandbekämpfung.

Mit steigenden Temperaturen nimmt auch in der Steiermark die Waldbrandgefahr zu. Die Niederschläge, die es zuletzt gab, waren großteils nur lokal und im Gesamten zu gering, um eine merkliche Entspannung der Situation zu bringen. Lang anhaltender Regen und kühlere Temperaturen –
im Grunde die von früher bekannten Normalwerte für den Sommer –
wären von Nöten, um die Gefahr wirklich einzudämmen. In der Steiermark sind wir heuer von größeren Brand-ereignissen dieser Art zum Glück verschont geblieben. Bis auf einen kleineren Waldbrand im Bezirk Murau an der Grenze zu Kärnten, ausgelöst durch Funkenflug einer Bahnstrecke, und einen Latschenbrand infolge eines Blitzschlages im Bereich Leopoldsteinersee, im Hochgebirge, also über der Baumgrenze. Österreichweit ist jedoch eine Zunahme von Waldbränden in den letzten Jahren zu bemerken.

Brandursache Mensch
Die Brandursachen für Wald- und Flurbrände sind zu 85% nicht natürlichen Ursprungs, sondern werden von Menschen oder unseren technischen Errungenschaften ausgelöst: Funkenflug, weggeworfene Zigaretten, Lagerfeuer oder heiße Katalysatoren von parkenden Fahrzeugen. Die restlichen 15% sind natürlichen Ursprungs, wie Blitzschläge oder Selbstentzündungen. Zur Vorbeugung von Waldbränden ist es ungemein wichtig, den Verordnungen der Behörden Folge zu leisten. Kein offenes Feuer, Grillen oder Rauchen in Wäldern. Geben Sie Acht, wo Sie Ihr Auto parken, und werfen Sie keine Zigaretten oder gar Feuerzeuge weg – besonders nicht auf Autobahnen. Die Feuerwehren sind gut vorbereitet, aber es ist allen lieber, wenn der Ernstfall nicht eintritt.

»Die Glutnester brannten bis zu einem Meter tief im Waldboden.«

Franz Resperger

Pressesprecher des NÖ-Landesfeuerwehrkommandos

Drastische Lage in Frankreich: 8100 Hektar verbrannter Wald. Immer wieder aufflammende Brandherde konnten von den über 1000 französischen Feuerwehrleuten allein nicht unter Kontrolle gebracht werden. Darum suchte Frankreich um internationale Hilfe an. In Abstimmung mit dem Bundesministerium für Inneres entsendete Niederösterreich den Sonderdienst Wald- und Flurbrandbekämpfung mit 27 Fahrzeugen und 73 Kameraden sowie einer Kameradin nach Hostens nahe Bordeaux. In Zusammenarbeit mit Kräften aus Polen, Deutschland und Rumänien unterstützten sie die örtlichen Einsatzkräfte von 11. bis 17. August. Den Feuerwehrleuten bot sich das Bild von verbrannten Wäldern, verlassenen Geisterstädten und Rauchsäulen, die von Weitem sichtbar waren. Der Einsatzauftrag bestand darin, eine Siedlung vor den Flammen zu schützen.

Körperlich anspruchsvolle Arbeit
Trotz aller Löscherfolge loderte das Feuer in Glutnestern im Boden weiter, die mittels Wärmebildkameras gesucht werden mussten. In mühsamer Handarbeit arbeiteten sich die Einsatzkräfte Meter für Meter durch den Waldboden, um die Glutnester, die bis zu einem Meter tief im Boden brannten, zu löschen. Die Schwierigkeit lag dabei auch an der raschen Ausbreitung der Glut über die Wurzeln der Kiefern. Diese körperlich anspruchsvolle Arbeit wurde durch die Temperaturen von über 30 Grad zudem erschwert. Die Motivation in der Mannschaft war trotz allem ungebrochen hoch. Die örtliche Bevölkerung war für die Hilfe durch die ausländischen Einsatzkräfte unglaublich dankbar und zeigte dies auch durch Plakate am Straßenrand.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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