Aus meiner Sicht - CR Herbert Meßner
Wann ist die Erneurung der Kirche fertig?

„Und wann im Dom die Orgel spüt, is olles wieder guat.“ So habe ich 1978 nach der Melodie „Und wann im Dorf die Musi spüt“ ein Geburtstagsständchen für Dompfarrer Gottfried Lafer gedichtet. Jetzt ist es wieder so weit. Der Grazer Dom wurde saniert. Außen und innen. Kirchenschiff, Altarraum und Kapellen. Aber fertig ist die Domrenovierung erst, wenn die Orgel spielt. Dann ist alles wieder gut.

Nicht wenn alles sauber ist, ist eine Kirche fertig, sondern wenn in ihr das Lob Gottes erklingt. Jeder Sonntagsgottesdienst wird vom Brausen der Orgel eröffnet und von ihrer fröhlichen oder feierlichen Melodie beschlossen. Die Orgel mit ihren vielfältigen Klängen und Registern, mit ihrem Zusammenklang aus vielen
Pfeifen, ist für mich eine Stimme des Heiligen Geistes.

Bei der Orgelweihe an diesem Sonntag können wir im Dom ein vollendetes Werk bestaunen. Freilich können wir noch weiterdenken. Wenn der Klang der Orgel die Menschen zum Einstimmen und Singen motiviert, erst dann ist die Erneuerung der Kirche fertig. Dann geschieht in der Kirche das, wozu sie da ist.

Und ich denke noch weiter. Nicht nur die Erneuerung eines Kirchenraumes, sondern auch die Erneuerung der Kirche als Gemeinschaft oder als Institution geht so. Sie ist nicht geschafft, wenn bestimmte Umbaumaßnahmen fertig sind, sondern wenn die Menschen die Freude an Gott und am Miteinander finden, sich in der Kirche beheimatet und angenommen fühlen. Damit das möglich ist, muss man freilich manchmal auch Umbaumaßnahmen wagen.

Herbert Meßner, Chefredakteur

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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