Mutworte - Christa Carina Kokol
Hin und wieder den Stern aufpolieren

Foto: Foto: Neuhold

Zu Dreikönig stehen wir „unter einem guten Stern“. Und dann ist es wieder vorbei mit seinem Leuchten?
Nach einer alten Legende müssen auch die drei Weisen den Stern hinter sich lassen und in ihr normales Leben zurückkehren. Bei einer Wegkreuzung wissen sie nicht mehr weiter und bitten einen Fremden um Hilfe. Der nimmt sich Zeit und gibt ihnen bereitwillig und freundlich Auskunft. Da sehen sie über dem Kopf des Mannes einen kleinen Stern erstrahlen. Tags darauf treffen sie eine Frau, die achtsam ihren Erzählungen lauscht, und danach einen Buben, der sofort bereit ist, sein Brot mit ihnen zu teilen. Und auch über ihren Köpfen glänzen Sterne, die den drei Weisen not-wendend am Weg leuchten.
Der große Theologe Karl Rahner definiert „Glauben“ als Gabe, die Unbegreifbarkeit Gottes ein Leben lang auszuhalten. Auch dann, wenn kein heller Stern den Weg weist.
Gott sei Dank begegnen wir dem großen, unbegreifbaren Gott auch fassbar in Zeit und Raum; gerade dort, wo wir einander wertschätzen und in aller Verschiedenheit achten und unterstützen. Diese Achtsamkeit beginnt bereits in unseren Gedanken, die sich letztendlich in Wort und Tat ausdrücken.
Es ist ein hoffnungsvoller Anblick, wie viele kleine Sterne mitten im Alltag über unseren Köpfen erstrahlen. Schauen wir uns um – und danken wir uns gegenseitig für diese richtungsweisenden Lichtpunkte.
Und meinen eigenen Stern kann ich hin und wieder einmal aufpolieren.

Christa Carina Kokol
ist dipl. psychotherapeutische Beraterin in Logotherapie und Existenzanalyse nach Viktor E. Frankl.

Autor:

Ingrid Hohl aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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